Börsen-Zeitung: In der Zwickmühle, Kommentar von Annette Becker zum Metro-Quartalsergebnis
Frankfurt (ots)
Die ernüchternde Bilanz, die die SB-Warenhäuser Real nach neun Monaten ziehen mussten, war selbst für den hartgesottenen Optimisten Hans-Joachim Körber zu viel. Mit diesen Zahlen ließ sich die Prognose des Metro-Chefs für 2005 nicht mehr länger aufrechterhalten. Aus dem in Aussicht gestellten Ergebniswachstum je Aktie von 8 bis 12% wird nun nichts, vermutlich wird der Gewinn je Aktie deutlich unter dem Vorjahreswert liegen. Zwar ist daran in erster Linie ein unschöner latenter Steueraufwand schuld. Doch auch ohne den Einmaleffekt wird das Ergebnis je Aktie langsamer wachsen als zunächst prognostiziert.
Die Börsianer reagierten alles andere als zimperlich: Die Aktie wurde am Mittwoch erneut um 3,3% abgestraft. Seit Anfang Oktober hat der Einzelhandelswert damit 11% an Wert verloren, in Summe wurden 1,5 Mrd. Euro an Marktwert vernichtet. Selbst der Hinweis auf Dividendenkontinuität vermochte den Verkaufsdruck nicht zu mildern.
Schwerer als die Zielverfehlung wiegt jedoch, dass sich die Sanierung bei Real länger hinziehen und damit teurer wird als zunächst angenommen. Keine Frage, das Metro-Management verfügt über ausreichend Sanierungserfahrung, wie das Beispiel Praktiker belegt. Doch das zügige Wachstum im Ausland hat eben auch seinen Preis, und jeder Euro lässt sich nur einmal ausgeben. Kaum einer weiß das besser als deutsche Einzelhändler, die hierzulande seit Jahren gegen stagnierende bis rückläufige Konsumausgaben kämpfen.
Der Ausweg aus dieser misslichen Lage führt nur über das Ausland. Das hat die Metro frühzeitig erkannt und entsprechend gehandelt. Allerdings sind der Expansion unter dem Stichwort Innenfinanzierung enge finanzielle Grenzen gesteckt. Die Gesellschafter Beisheim, Haniel, Schmidt-Ruthenbeck, die mit 56% die Mehrheit der Stammaktien halten, sind offenbar nicht bereit, frisches Kapital zur Verfügung zu stellen. Die Finanzierung über Fremdkapital verbietet sich schon allein unter Ratinggesichtspunkten.
Zwar konnte die Metro ihren Aufbau Ost bislang aus eigener Kraft stemmen, bei Praktiker sah sich das Management aber an den Grenzen angekommen. Der geplante Börsengang samt separatem Verkauf der Immobilien stellt sich daher als erforderlicher und nicht mehr länger als optionaler Schritt dar.
(Börsen-Zeitung, 3.11.2005)
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