Börsen-Zeitung: RWE verkauft das blaue Gold, Kommentar von Brunfrid Rudnick zur RWE-Strategie beim Geschäft mit Wasser nach der Trennung von den beiden Töchtern American Water und Thames Water
Frankfurt (ots)
Das Geschäft mit Wasser gilt als blaues Gold. Es ist relativ risikoarm, sichert einen stabilen Cash-flow und bietet global gesehen Wachstumspotenzial. Dennoch trennt sich RWE von den beiden Töchtern American Water und Thames Water. Dies ist das Eingeständnis, dass die hinter dem Einstieg im Jahr 2000 stehende Strategie, mit einem wachstumsgetriebenen Geschäft zum weltweiten Anbieter zu werden, nicht aufgegangen ist. Wasseraktivitäten werden regional, nicht global betrieben, und deshalb stellten sich die erhofften Synergien nicht ein.
RWE musste erkennen, dass das zu den seinerzeit sehr hohen Marktpreisen erworbene Wassergeschäft zu einem Klotz am Bein geworden ist. Wegen des hohen Goodwill für beide von ursprünglich 6,5 Mrd. Euro hat die Wassersparte nie ihre Kapitalkosten verdient und hat damit die Anforderungen an Akquisitionen nicht erfüllt. Die Attraktivität des Wasser ist zumindest bei Thames Water verblasst, müssen doch in das marode Londoner Netz bis 2010 rund 5 Mrd. Euro investiert werden. Für deren Finanzierung ist es misslich, dass der britische Regulierer die beantragten Preiserhöhungen von 38% auf 22% beschnitten hat.
Da also keine Werte geschaffen wurden, wohl aber hohe Schulden zu bedienen sind, hat der Kapitalmarkt einen Abschlag vorgenommen. Merrill Lynch geht davon aus, dass nun die Lücke zwischen dem auf 63 Euro taxierten fairen Wert und dem aktuellen Kurs von gut 55 Euro geschlossen wird. Die erste Reaktion der Börse kommt dieser Einschätzung entgegen.
Es kommt hinzu, dass Wasserbetriebe sehr kapitalintensiv sind. So wird sich das im Konzern eingesetzte Kapital nach Bereinigung um das Wasser um 43% reduzieren. Durch den Ausstieg wird sich das Verhältnis von Free Cash-flow zu Sachinvestitionen signifikant von 44% auf 75% (pro forma 2004) verbessern. Und obwohl das Ebitda um 24% niedriger ausfallen wird, hält RWE für 2006 am Ziel von 14% für den Return on Capital Employed fest einfach weil das Capital Employed niedriger wird, das für die ganze Wasser-Division bei 19,7 Mrd. Euro liegt. Den Zeitpunkt für die Abgabe des Wassers beurteilt Roels als günstig. Sei ne Leistung wird man 2007 daran messen, wie viel des beim Einstieg gezahlten Equity Value von 11,6 Mrd. Euro er realisieren kann.
(Börsen-Zeitung, 5.11.2005)
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