Börsen-Zeitung: Die Chemie stimmt, Kommentar von Björn Godenrath zum bevorstehenden Börsengang von Wacker Chemie
Frankfurt (ots)
Hatte die Wacker Chemie mit dem missglückten Börsengang ihrer Halbleitertochter Siltronic vor zwei Jahren kein glückliches Händchen für Timing und Ausgestaltung eines IPO bewiesen, stehen die Dinge für den Mutterkonzern nun viel besser. Es ist eben ein Unterschied, ob ein defizitärer Chipzulieferer im Käufermarkt zu platzieren ist oder sich ein gewachsener, profitabler Chemiekonzern im Rausch des Käufermarktes den Investoren anbietet.
Einen Selbstläufer stellt der von Vorstandschef Peter-Alexander Wacker am Freitag offiziell für die Tage vor dem Osterfest angekündigte Börsengang dennoch nicht dar. Dafür gab es auf der Bilanzpressekonferenz doch auf zu viele Fragen keine erhellenden Antworten. Die Ziele für das Umsatz- und Ertragswachstum wurden so kurz vor Antritt der Roadshow mit einem sollen erneut zunehmen doch erstaunlich unpräzise gehalten. Klar, die Basis ist nach einem zehnprozentigen Erlöswachstum sowie einer Gewinnverdopplung vor Sondereffekten eine höhere. Wer Aktien an den Mann bringen will, sollte als Eckpfeiler seiner Equity Story aber doch auf eine gewisse Gewinndynamik in den Jahren nach der Erstnotiz verweisen können. Diese Perspektive wird Wacker auf einer IPO-Pressekonferenz voraussichtlich Ende März klar aufzeigen müssen.
Noch lassen sich Bewertungsfragen nur streifen. Bei einem kolportierten Unternehmenswert von rund 3 Mrd. Euro ergäbe sich auf Basis des Wendejahres 2005 ein Ebitda-Multiple von 5 und Umsatzmultiple von knapp über 1 da bewegt man sich bei der Ertragskennziffer auf Augenhöhe mit den Peers, während man bei den Erlösen ein wenig draufsattelt. Das deutet eine im Branchenvergleich überdurchschnittliche Ertragsstärke an. Diese Botschaft gilt es für den Konzernlenker klar herauszuarbeiten.
Solarboom und intakte Chemiekonjunktur, auch wenn diese bald ihren Gipfel überschreiten dürfte, stützen den Löwenanteil des Geschäftes. Ein Knackpunkt bleibt jedoch die für rund ein Drittel der Konzernerlöse stehende Halbleitersparte Siltronic. Dank der Anpassungsmaßnahmen hat die Sparte den Ergebnisswing vollbracht und wirkt solider aufgestellt als beim gescheiterten Soloritt aufs Parkett. Dennoch dürfte dem Segment allein wegen seiner Unwägbarkeiten eine gewisse Skepsis von Investorenseite entgegenschlagen. Das könnte auf den Preis drücken.
(Börsen-Zeitung, 18.3.2006)
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