Börsen-Zeitung: Kommunikationsstörungen, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Zahlenvorlage der Dresdner Bank und zu ihrer Position innerhalb der Allianz
Frankfurt (ots)
Zwischen München und Frankfurt stimmt die Kommunikation nicht. Denn dass, wie am Montag geschehen, mit Dresdner Bank und Allianz Global Investors zwei Einheiten ein und desselben Konzerns durch zeitgleiche Pressekonferenzen um die öffentliche Wahrnehmung konkurrieren, kann eigentlich nur als Ausdruck einer Kommunikationsstörung gedeutet werden. Oder sollten etwa die Zahlen der Dresdner Bank aus Allianz-Sicht so miserabel gewesen sein, dass man mit einer Parallelveranstaltung versuchen musste, die Aufmerksamkeit von Frankfurt wegzulenken?
Die unkoordiniert wirkende Präsentation zweier Mitglieder der Allianz-Familie mag auf den ersten Blick nebensächlich erscheinen. Doch in Wirklichkeit ist die mangelhafte Abstimmung bezeichnend. Selbst wenn der wechselseitige Produktvertrieb schon leidlich funktioniert: im integrierten Finanzdienstleister tun sich Blau und Grün immer noch schwer, die Integration zu leben. Während auf der Bilanzpressekonferenz der Allianz vorige Woche Unzufriedenheit mit der Entwicklung der Banktochter geradezu demonstriert wurde, stand die Zahlenvorlage der Dresdner, bei durchaus selbstkritischen Zwischentönen, unter dem Motto versprochen und geliefert ein bayerisch-hessisches Kontrastprogramm. Das verunsichert nicht nur die Beschäftigten zusätzlich. Vor allem wegen der Außenwirkung erscheint das Gegeneinander nicht gerade clever, denn es irritiert Kunden, Anleger und das interessierte Publikum. Deshalb klärt man so etwas besser intern.
Dass die Allianz im Jahr 5 nach der Übernahme allmählich ungeduldig wird, nachdem die Tochter die Kapitalkosten zuletzt auch nur einschließlich des Ergebnisses aus Finanzanlagen und dank der Auflösung von Risikovorsorge verdient hat, lässt sich zwar nachvollziehen. Hinzu kommt, dass die Dresdner mit einem Ergebnis von gerade mal 48 Mill. Euro operativ ein ausgesprochen schwaches viertes Quartal hingelegt hat. Um die Momentaufnahme fair beurteilen zu können, muss man freilich auch sehen, woher die grüne Bank kommt: von 2,9 Mrd. Euro Vorsteuerverlust im Jahr 2003. Dass seither ein Swing von 3,8 Mrd. Euro gelungen ist, lässt sich nicht einmal in dem Wust inkompatibler Ergebnisse und Erfolgskennzahlen übersehen, den Allianz und Dresdner den Lesern ihrer Zahlenwerke zumuten. Nicht zuletzt hier besteht Handlungsbedarf im Sinne einer besser abgestimmten Kommunikation.
(Börsen-Zeitung, 21.3.2006)
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