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Boersen-Zeitung: Streicheleinheiten, Kommentar von Lisa Schmelzer zur Lage, den Aussichten und der Dividendenpolitik der Lufthansa

Frankfurt (ots)

Die Lufthansa hat ihren Aktionären in den
vergangenen Jahren viel zugemutet, jetzt werden sie für ihre Geduld 
belohnt: Für die Dividende von 0,50 Euro je Aktie greift das 
Unternehmen tief in die Tasche und kommt statt auf die avisierte 
Ausschüttungsquote von 30 bis 40% für 2005 auf stattliche 50%. 
Entsprechend lautstark fiel der Applaus an der Börse aus, das 
Airline-Papier erreichte ein Zweijahreshoch.
Will die Lufthansa ihre Anleger nicht wieder vergrätzen, wird sie 
auch für 2006 mindestens 0,50 Euro berappen müssen. Soll gleichzeitig
zur "normalen" Ausschüttungsquote zurückgekehrt werden, muss der 
Konzerngewinn deutlich steigen - von 453 Mill. auf mindestens gut 600
Mill. Euro. Vor dem Hintergrund der weiter hohen Treibstoffpreise 
sind das ambitionierte Ziele, die sich Lufthansa selbst denn auch 
offiziell nicht setzt. Stattdessen geht man von Ergebnissen 
"mindestens" auf Vorjahreshöhe aus. Bei erwarteten Mehrkosten für 
Kerosin von gut 600 Mill. Euro muss allerdings schon bei dieser 
Zielvorgabe operativ kräftig draufgesattelt werden.
Weil das operative Geschäft aber nach wie vor schwierig ist, hat 
Lufthansa 2005 für weitere Streicheleinheiten für die Aktionäre 
bereits vorgesorgt. Die bilanzielle Bereinigung der LSG SkyChefs 
wurde mit einer weiteren Sonderabschreibung vorangetrieben, zudem 
wurden für ein erst 2008 auslaufendes Joint Venture mit British 
Midlands und SAS bereits Drohverlustrückstellungen von 45 Mill. Euro 
gebildet. Unterm Strich fiel dadurch die Gewinnsteigerung deutlich 
geringer aus als beim operativen Ergebnis, ohne diese Sondereffekte 
wären beim Konzerngewinn vermutlich schon 2005 mehr als 600 Mill. 
Euro herausgekommen.
Dennoch können sich die Aktionäre bei ihren Dividendenhoffnungen 
für 2006 nicht in Sicherheit wiegen. Nicht nur wegen der operativen 
Risiken, sondern auch, weil noch nicht alle bilanziellen 
Aufräumarbeiten abgeschlossen sind: Das Catering-Engagement steht mit
einem stattlichen Rest-Goodwill von 277 Mill. Euro in den Büchern. 
Zudem könnte British-Midlands-Miteigner Manfred Bishop seine seit 
Dezember 2005 bestehende Put-Option ziehen, so dass Lufthansa bei der
verlustreichen Beteiligung aufstocken müsste. Auch das für Swiss 
ausgegebene Ziel eines Break-even 2006 scheint angesichts der für 
2005 ausgewiesenen Verluste noch nicht sicher.
(Börsen-Zeitung, 24.3.2006)

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