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Boersen-Zeitung: Preispoker mit zwei Siegern, Kommentar von Daniel Schauber zur jetzt möglichen einvernehmlichen Übernahme von Engelhard durch BASF

Frankfurt (ots)

Fünf Monate lang hat sich der Preispoker
zwischen BASF und Engelhard hingezogen, und am Ende stehen beide 
Seiten als Sieger da. Die BASF bringt mit der Akquisition des 
amerikanischen Katalysatorherstellers Engelhard für 5,6 Mrd. Dollar 
(einschließlich Schulden) die größte Übernahme der 141-jährigen 
Firmengeschichte unter Dach und Fach. Was als feindliche Avance 
begann, mündet in eine gütliche Einigung. BASF musste ihr 
anfängliches Gebot von 37 Dollar zwar auf 39 Dollar aufstocken, aber 
das Aufgeld von 5% lässt sich verschmerzen: Verglichen mit dem 
Engelhard-Kurs vor dem BASF-Übernahmeangebot muss der Ludwigshafener 
Konzern eine Prämie von rund 30% zahlen. Für eine feindliche 
Übernahme in den USA erscheint das moderat.
Man muss der BASF großes taktisches Geschick bei dem Deal 
attestieren. Der Chemiekonzern hat von Anfang an durchblicken lassen,
dass er nicht bereit ist, sein erstes Angebot von 37 Dollar 
wesentlich aufzustocken. Dem Engelhard-Management schwebten Preise 
von deutlich über 39 Dollar vor. Doch alle Bemühungen, sich den 
unerwünschten Avancen zu entziehen, scheiterten. Weder stiegen andere
Bieter ein, noch ließ sich ein Weißer Ritter finden. Und da sich die 
Engelhard-Aktie, die zeitweise über 40 Dollar kletterte, auf das 
nachgebesserte Gebot von 38 Dollar zubewegte, blieb den Amerikanern 
wenig Spielraum. Doch auch sie dürfen sich als Sieger fühlen, haben 
sie doch noch einen Tick mehr aus dem Angreifer herausgepresst.
Dass die Akquisition auch zu 39 Dollar je Aktie für BASF sinnvoll 
ist, gilt unter Beobachtern als sicher. Es gab sogar Researchhäuser, 
die Preise von bis zu 45 Dollar für tragbar hielten. Allzu viel 
schief gehen kann wohl nicht. Engelhard bringt knapp 4 Mrd. Euro 
Umsatz mit, das ist ein Zehntel der BASF-Erlöse (43 Mrd. Euro). Die 
Engelhard-Katalysatoren werden der Chemikalien-Sparte zugeschlagen 
und runden das BASF-Portfolio ab.
Mit der Akquisition zeigt die BASF, die kürzlich den größten 
Gewinn ihrer Geschichte vorlegte, dass sie nicht nur eine gewaltige 
Cashmaschine ist, sondern auch investiert. Allein in diesem Jahr hat 
der traditionsreiche Konzern schon für gut 7 Mrd. Euro eingekauft, 
wenn man Degussa-Bauchemie (2,7 Mrd. Euro) und Johnson Polymer (0,4 
Mrd. Euro) hinzurechnet. Das ist fast doppelt so viel wie in den fünf
Jahren zuvor.
(Börsen-Zeitung, 31.5.2006)

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