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Boersen-Zeitung: Porsche-Power, Kommentar zum Plan Porsches das VW-Engagement auszubauen von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Es nötigt schon Respekt ab, wie selbstbewusst
nach kurzem Sprint Porsche auf dem Fahrersitz bei VW Platz genommen 
hat. Lediglich 3,5 Mrd. Euro mussten eingesetzt werden, um das Steuer
bei Europas größtem Volumenhersteller zu übernehmen. Nun wartet alle 
Welt darauf, dass es in Wolfsburg endlich kraftvoll vorangeht. Dort 
wollen einige aber eher einen zweiten Rückwärtsgang einlegen.
Außer der Bremstechnik funktioniert bei VW in diesen Tagen recht 
wenig. Es war abzusehen, dass das Land Niedersachsen als bislang 
allein waltender und schaltender Großaktionär wenig begeistert auf 
den Einstieg der Stuttgarter reagieren würde. Denn was kommt, ist 
klar: Noch sitzt das Land auf dem Beifahrersitz. Aber weil es beim 
Steuern stört, muss es demnächst nach hinten auf den Rücksitz und - 
sobald Brüssel das fossile VW-"Gesetz" kassiert - folgt dann die 
Verbannung in den Kofferraum.
Brüssel ist die große Unbekannte in diesem Spiel. Porsche hat sich
bislang nur auf die Lauer gelegt. Um den schwer erträglichen 
Stillstand bei VW zu beseitigen, wäre eine frühe Entscheidung der EU 
natürlich höchst willkommen. Derzeit läuft in Wolfsburg zu viel 
auseinander, was zusammengehört. Herr Neumann meldet sich zu Wort, 
Herr Bernhard meldet sich zu Wort, und, tatsächlich, Herr 
Pischetsrieder ist auch noch an Bord.
Porsche präpariert sich jedenfalls für den Tag X und sichert sich 
die Sperrminorität für ein aktienrechtlich normalisiertes Umfeld. Bis
dahin hat sich die Sportwagenschmiede aber ein Riesenproblem 
aufgebürdet. Die Börsenbewertung spricht Bände: VWs 19 Mrd. Euro 
(inkl. Vorzügen) liegen deklassierend hinter BMW (23 Mrd. Euro) und 
DaimlerChrysler (39 Mrd. Euro). Die Eigenkapitalrendite (vor Steuern)
lag zuletzt bei 3,5%, während es die Wettbewerber im Vorjahr im 
Schnitt auf rund 8% brachten. Porsche bringt es in dieser Disziplin 
bekanntlich auf rund 26%.
Die Ursachen für die gesamte Misere sind hinlänglich 
ausanalysiert: Die Inlandswerke verlieren dreistellige 
Millionenbeträge, es dauert zu lange, bis die brave Massenware die 
Bänder verlässt, und die 28,8-Stunden-Woche hält VW im Würgegriff. 
Ein Ruck an der Spitze hätte vielleicht auch einen Ruck an der Basis 
ausgelöst. Aber genau diesen hat Porsche verhindert. Es ging um einen
Burgfrieden mit dem Land. Der wurde mit Stillstand und Selbstblockade
zu teuer erkauft.

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