Boersen-Zeitung: Glücklicher Zetsche, Kommentar zu DaimlerChrysler von Peter Roller
Frankfurt (ots)
Es läuft alles bestens für den DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche. Fast auf den Tag vor einem Jahr bedurfte es der überraschenden Rücktrittserklärung von Jürgen E. Schrempp, um ein Kursfeuerwerk bei der Aktie des Konzerns auszulösen. Jetzt hat der neue Vorstandsvorsitzende wieder für einen recht ordentlichen Anstieg der Notierung gesorgt, obwohl der Gewinn der Chrysler Group im zweiten Quartal eingebrochen ist und für das dritte Quartal ein operativer Verlust von bis zu 500 Mill. Euro angekündigt wurde.
Die Börse ficht das nicht an. Die Entwicklung bei Chrysler mag enttäuscht haben, aber die tiefe Ertragsdelle soll ja noch im weiteren Jahresverlauf durch die neuen Modelle ausgebügelt werden. Dem Konzern und seinem Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche ist es jedenfalls mit den Halbjahreszahlen gelungen, die Befürchtungen der Aktionäre über größere Probleme bei Chrysler zu zerstreuen. Dafür wurde der Blick auf die Mercedes Car Group gelenkt - und die glänzt mit einem in dieser Höhe nicht erwarteten Ergebnis.
Sie profitierte natürlich auch vom Wegfall hoher Sonderbelastungen im Vorjahresquartal, in dem allein die Sanierung der verlustbringenden Kleinwagentochter Smart mit 311 Mill. Euro zu Buche schlug. Hinzu kamen die operativen Verluste von Smart, aber auch die nie exakt bezifferten Kosten für die Qualitätsoffensive. Auch der Modell-Mix war deutlich schlechter als im Berichtsquartal. Aber dies ist Schnee von gestern, während sich die eingeleiteten Sanierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen heute bereits deutlich positiv bemerkbar machen. Nachdem für die nächsten Quartale weitere Ergebnissteigerungen angekündigt wurden, mag niemand mehr bezweifeln, dass die Mercedes Car Group die für 2007 avisierte Umsatzrendite von 7% tatsächlich erreicht.
Ohnehin scheint das Vertrauen der Investoren in Zetsche ungebrochen. Sie honorieren, dass er in den wenigen Monaten als Daimler-Chef den Konzern gehörig umgekrempelt hat, dass er kein heißes Eisen meidet und seine Vorstellungen von der künftigen Aufstellung des Konzerns konsequent umsetzt. Weil Zetsche im positiven Sinne alles zugetraut wird, spielt auch der Gewinneinbruch bei Chrysler keine größere Rolle. Er wird als notwendiges Übel gesehen, um die US-Tochter wieder ertragsstark zu machen.
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original content of: Börsen-Zeitung, transmitted by news aktuell