Börsen-Zeitung: T-Aktie auf Tauchfahrt, Kommentar zur Gewinnwarnung der Deutschen Telekom von Heidi Rohde
Frankfurt (ots)
Der Tag, an dem die T-Aktie nach einer drastischen Gewinnwarnung binnen Minuten bis zu 10% stürzt und mit 10,87 Euro nicht mehr allzu weit vom historischen Tiefstand bei 8,42 Euro entfernt notiert, versetzt nicht nur die Anleger in Schrecken. Er zwingt auch dem Aufsichtsrat die Frage auf, was die Deutsche Telekom in den vier Jahren unter Vorstandschef Kai-Uwe Ricke erreicht hat. Auffallend ähnlich klingen die Vorgaben heute wie damals: Verstärkte Kostenkontrolle sei nötig, der Cash-flow stehe im Vordergrund, "gravierende Umwälzungen" seien zu bewältigen.
Heute wie damals steckt die Telekom in der Defensive. Bei Rickes Antritt stand sie allerdings mit dem Rücken zur Wand. Die Bilanz war überstrapaziert, das Rating auf der Kippe, das Ergebnis tiefrot. Heute operiert die Telekom mit einer komfortablen Eigenkapitalquote von 39%, im ersten Halbjahr verdiente sie 2 Mrd. Euro.
Dennoch besteht kein Grund zum Jubeln, im Gegenteil. Wie die Quartalszahlen gezeigt haben, brennt es an allen Ecken und Enden. Aus der vor neun Monaten verkündeten Flucht nach vorn ist ein kläglicher Rückzieher geworden. Die Telekom muss einräumen, dass im Inland kein Wachstum mehr zu holen ist. Alle drei Geschäftsfelder - Breitband/Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden - fahren im Rückwärtsgang. Und die Expansion im Ausland ist nur zu hohen Kosten zu haben. In den USA werden Milliarden für neue Mobilfunklizenzen fällig, in Großbritannien explodieren die Kundengewinnungskosten. Das Inland kann nichts kompensieren. T-Mobile Deutschland kämpft mit Margenverfall, in den beiden anderen Geschäftsfeldern sind die Erträge noch stärker unter Druck.
Ricke musste jetzt nicht nur die Konzernprognose drastisch korrigieren, er hat - wohl auf Druck des Aufsichtsrats - die kostenintensive Wachstumsstrategie zugunsten einer ressourcenschonenden Defensive über Bord geworfen. Die Investitionen werden zurückgefahren, um den Cash-flow zu schützen und eine "attraktive Dividende" zu sichern. Einzig die rekordhohe Dividendenrendite von aktuell 6,5% scheint eine noch schlimmere Tauchfahrt der T-Aktie zu verhindern. Doch in einer weiterhin stürmischen See könnte sich das Dividendenargument als zu schwach erweisen, um die Eigentümer bei Laune und den Steuermann an Bord zu halten.
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