Börsen-Zeitung: Der nächste Sündenfall, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Wechsel an der Spitze der HSH Nordbank
Frankfurt (ots)
So sieht also vorausschauende Planung eines Landesbankchefs aus: Kaum hat er seinen Vertrag bis 2011 verlängert, wird 58-jährig das Mandat niedergelegt - "persönlicher Wunsch". Alexander Stuhlmanns Begründung: die Lebensplanung. Die kommt recht kurzatmig daher. Nun soll die Berufung des Nachfolgers "Kontinuität" bringen. Doch der ist nur zwei Jahre jünger. Was wird 2008, dem für den Börsengang der HSH Nordbank angepeilten Jahr, Hans Bergers Lebensplanung sein? Wo bliebe die "Kontinuität", optierte er für die gleiche Altersgrenze wie Stuhlmann? Pardon, so viel Fair-Value-Bewertung der gestrigen Äußerungen muss im bald auch den Landesbanken dräuenden IFRS-Zeitalter schon sein.
Verständlich wär's ja, wenn einer, der seit drei Jahrzehnten fest in der Sparkassengruppe verwurzelt ist, wenig Lust verspürte, sich gegen Ende der Karriere noch von den Zerberussen dieser Welt die Renditeziele diktieren zu lassen. Dieses Schicksal droht im Norden akut, wenn bald der WestLB-Anteil von 27% den Eigentümer wechselt - sofern die Investoren die Inhaberkontrolle der BaFin überstehen. Das ist kein Selbstläufer. Schon einmal scheiterte eine Beteiligungsgesellschaft an der 10%-Hürde: anno 2000 die Cobra mit ihrem Commerzbank-Investment. Sinn der Kontrolle: Banken sind, auch im Interesse der Volkswirtschaft, in hohem Maße auf Stabilität und Vertrauen angewiesen, als Spielball spekulativer Interessen - womöglich wie jenen von Private Equity? - indes denkbar ungeeignet.
Sparkassenpolitisch wäre die Hereinnahme - zumal solchen - privaten Kapitals ein neuer Sündenfall. Doch der wäre diesmal leicht zu bereinigen: Die HSH Nordbank fliegt aus dem Haftungsverbund, und schon gibt's nur noch zehn Landesbanken - ein willkommener Beitrag zur Konsolidierung. Aber vielleicht tritt ja noch ein weißer Ritter auf den Plan. Die Hamburger Sparkasse (Haspa) ist zwar auch privat, gehört aber zur Familie. Die Kombination, wiewohl vertikal (Landesbank plus Sparkasse) und damit ebenso ein Sündenfall, ergäbe ein Traumduo. "Die Schaffung einer großen und schlagkräftigen Bank wäre für den Finanzplatz Hamburg und die gesamte Wirtschaftsregion Norddeutschland ein großer Schritt nach vorne", meinte schon 2001 ein kluger Mann mit Blick auf einen Dreier der (zwei Jahre später zur HSH Nordbank vereinten) Landesbanken von Hamburg und Kiel plus Haspa. Der kluge Mann hieß übrigens Alexander Stuhlmann.
(Börsen-Zeitung, 17.8.2006)
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