Börsen-Zeitung: Neuer Wind, Kommentar von Lisa Schmelzer zur Vorlage des Quartalsergebnisses der Deutschen Lufthansa
Frankfurt (ots)
Bei der Lufthansa weht ein neuer Wind. Bisher fielen Prognosen stets konservativ aus, was dem Markt so manche positive Überraschung bescherte. Unter der Ägide des neuen Finanzchefs Stephan Gemkow ist mehr Nähe zur Realität eingekehrt. Der frühere Investor-Relations-Leiter bleibt seiner Devise treu, dass der Markt weder negative noch positive Überraschungen goutiert.
Vor diesem Hintergrund ist auch die nun deutlich angehobene Prognose für das operative Ergebnis 2006 zu sehen. Mit der Marke von rund 750 Mill. Euro liegt Lufthansa erstmals seit langem über den Konsenserwartungen der Analysten - und hat auf die bisher ausgegebene Zielgröße von "über 577 Mill. Euro" deutlich was draufgepackt.
Die aktuelle Situation spricht dafür, dass Lufthansa das vorgegebene Ziel erreichen wird - vorausgesetzt, es kommt nicht zu Ereignissen vergleichbar mit den Anschlägen vom 11. September 2001 oder der Lungenepidemie Sars in Asien. Das Passagegeschäft brummt, in den vergangenen Quartalen wurden deutliche Zuwächse bei den Durchschnittserlösen sowie eine Verbesserung des Passagiermix geschafft. Leichte Bremsspuren in den Geschäftsfeldern Technik und IT Services sowie die Belastungen durch eine Vergleichszahlung im Frachtgeschäft können da problemlos geschultert werden.
Den Optimismus allerdings so weit zu drehen, das für 2008 ausgegebene Ziel eines operativen Ergebnisses von 1 Mrd. Euro auf 2007 vorzuziehen und dies jetzt schon offiziell zu verkünden, wäre übertrieben. Diese Spielerei bleibt Analysten überlassen, die nach einem Zuschlag von gut 200 Mill. Euro 2006 einen solchen Schritt auch 2007 für machbar halten.
Lufthansa selbst muss die Unwägbarkeiten im Auge behalten, mit denen sich die Airline-Branche herumzuschlagen hat. So haben die Kunden bisher auf Preiserhöhungen - auch durch die Treibstoffzuschläge - noch nicht mit Kaufzurückhaltung reagiert, was aber durchaus noch bevorstehen könnte. Über die Zuschläge wurde zudem ein Großteil der gestiegenen Kosten aus den hohen Ölpreisen abgefedert - nun wurden aber die Aufpreise erstmals gesenkt, ohne dass sich die Aufwandsposition in gleicher Geschwindigkeit reduzieren wird. Zudem registriert Lufthansa eine "nachlassende Erlösdynamik". Optimismus für 2006 ist also angesagt, bei Aussagen zu 2007 hält sich Lufthansa zu Recht zurück - trotz neuen Windes.
(Börsen-Zeitung, 27.10.2006)
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