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Börsen-Zeitung: Zu schwach für VW, Kommentar zum überraschenden Führungswechsel bei VW von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Wer bremst, wird ausgebremst: Vor einiger Zeit
hatte Bernd Pischetsrieder dem Topmanagement noch einmal gründlich 
die Leviten gelesen und es ermahnt, die Umsetzungsgeschwindigkeit 
gefälligst zu erhöhen und auch die vom Betriebsrat immer wieder 
kritisierten Prozessfehler auszumerzen. Es hat alles nichts genützt. 
Der Konzern verharrte in seiner Lethargie. Immer nur Vertröstungen 
auf die Zukunft. Und Pischetsrieder - nett, aber entscheidungsschwach
- wurde zum Hauptproblem.
Er hat in seinen ersten fünf Jahren schlichtweg zu wenig bewegt. 
Es kann nicht angehen, dass General Motors und Ford in weniger als 
zwei Jahren gedreht werden und in Wolfsburg in der ersten Amtsperiode
nur analysiert und dann in der zweiten erst umgesetzt wird. Man mag 
zum früheren Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert stehen, wie man 
will: Dass er schon 2005 mehr Dampf angemahnt hatte, war für alle das
Alarmzeichen.
Pischetsrieder, das ist bekannt, sollte bereits in der 
Aufsichtsratssitzung am 19./20. April abgelöst werden. Die Sache war 
eigentlich gegessen. Die Arbeitnehmer hatten zugestimmt. Aber dann 
kam es zu der denkwürdigen Allianz von VW-Neueinsteiger Wendelin 
Wiedeking und dem Altaktionär Land Niedersachsen. Piëch und Wiedeking
standen wirklich auf verschiedenen Seiten. Aus welchen Gründen auch 
immer: Wiedeking wollte den erklärten Piëch-Mann Martin Winterkorn 
verhindern. Irgendwie ging es um Altlasten. Da muss wohl der Name 
Phaeton fallen. Vielleicht spielten auch Fragen der künftigen 
Sportwagen-Hoheit eine Rolle. Jedenfalls ging die Personalie 
Pischetsrieder in die Warteschlange. Und Piëch lächelte noch 
grimmiger.
Erhebliche Sympathien verscherzte sich Pischetsrieder unter dem 
Stichwort Abu Dhabi. Private Equity oder arabisches Kapital heißen 
heute ja die Standardalternativen, wenn irgendetwas verwertet werden 
soll. In diesem Fall waren es die zurückgekauften Aktien. Aber was 
Pischetsrieder da urplötzlich aus dem Hut zauberte, war völlig 
unabgestimmt und verprellte den Aufsichtsrat nachhaltig.
Man muss fragen, wer einen Konzern vom Zuschnitt Volkswagens 
überhaupt noch führen kann. Winterkorn ist das zwar zuzutrauen. Aber 
die Gefechtslage zwischen dem Land Niedersachsen, Porsche und Piëch 
wird nach dieser Nummer noch unübersichtlicher.

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