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Börsen-Zeitung: Obermanns Aufgabe, Kommentar von Heidi Rohde zu den Herausforderungen für den neuen Telekom-Chef

Frankfurt (ots)

Der neue Telekom-Chef René Obermann hat seine
Aufgabe in einem ersten Statement kritisch umrissen: Kostensenkung 
auf der einen Seite und ein deutlich verbesserter Service auf der 
anderen Seite. Tatsächlich? War dies nicht exakt das Programm, das 
sich sein Vorgänger Kai-Uwe Ricke auf die Fahnen geschrieben hatte, 
dessen Umsetzung ihm allerdings vom Aufsichtsrat offenbar nicht mehr 
zugetraut wurde?
Ein echtes Aufbruchssignal hört sich anders an. Letzteres ist bei 
der Telekom auch ganz unerwünscht. Böse Zungen behaupten sogar, das 
Traditionsbewusstsein ginge dort so weit, dass der T-Mobile-Chef ein 
Abonnement auf die Nachfolge des Konzernlenkers habe. Dies sei im 
Aufsichtsrat beschlossen worden, nachdem die desaströse 
Interimsphase, die seinerzeit dem Rauswurf von Ron Sommer folgte, 
gezeigt habe, dass ein externer Nachfolger kaum zu finden sei.
Wenn Obermann als Konzernchef Erfolg haben will, wäre es aber an 
der Zeit, einige liebgewonnene Traditionen zu beerdigen. Dazu gehört 
nicht nur der Anachronismus der festgelegten "Bildschirmpause". Die 
Telekom muss insgesamt an Tempo zulegen. Kostensenkung und 
Serviceverbesserung gehören ohne Zweifel zum Pflichtprogramm des 
neuen Konzernlenkers, zumal die im Wettbewerbsvergleich geringe 
Effizienz der Telekom pro Mitarbeiter und Servicedefizite zwei 
wichtige Stellschrauben für den Unternehmenserfolg sind. Jedoch ist 
Obermann im Inland ebenso wie sein Vorgänger eingezwängt in das 
Korsett von Gewerkschaftsmacht, Regulierung und immer stärkerem 
Wettbewerb.
Der neue Telekom-Chef sollte sich daher lieber auf die Kür 
konzentrieren, wo er mehr Bewegungsspielraum hat als sein Vorgänger. 
Denn im Gegensatz zu Ricke startet Obermann mit einer kerngesunden 
Bilanz. Angesichts einer Eigenkapitalquote von über 40% ist 
allerdings verwunderlich, dass als erste "Wertschöpfungsmaßnahme" von
einigen Investoren noch immer Asset-Verkäufe, namentlich der Verkauf 
von T-Mobile US, angeraten werden. Was braucht die Telekom eigentlich
dringender, Geld oder Wachstum? Wer Zweifel hat, ob eine fokussierte 
internationale Expansion wertschaffend sein kann, sollte einen Blick 
auf den Aktienkurs von Telefónica werfen. Und wer lieber gleich gar 
keine Veränderung will, braucht keinen neuen Vorstandschef.
(Börsen-Zeitung, 14.11.2006)

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Telefon: 069--2732-0

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