Börsen-Zeitung: Sepa sei Dank, Kommentar von Karin Böhmert zur Zukunft der Debitkartensysteme in der Eurozone
Frankfurt (ots)
80 Millionen haben sie in Deutschland in der Tasche: Die EC-Karte. Als Debitkarte - versehen mit dem Logo der kontoführenden Bank - ist sie der direkte Zugang zum Konto. Mit ihr können Kontodaten abgefragt, am Geldautomaten Bargeld geholt und vor allem bequem beim Händler bezahlt werden.
Und Maestro? Steht doch auch auf der EC-Karte drauf, das haben wir also auch schon. Weit gefehlt! Maestro, das von Mastercard 1991 entwickelte und inzwischen weltweit mit 511 Millionen ausgegebenen Karten eingesetzte Debitkartenzahlungssystem, wird in Deutschland nicht genutzt, könnte aber. Warum das so ist, liegt an den kartenausgebenden Banken, denn sie bestimmen, welche Debitkarte ihre Kunden erhalten, und damit, welches Debitsystem genutzt wird.
Zentrales Thema dabei ist die Interchange-Gebühr. Das ist die Gebühr, die der Händler bzw. dessen Bank an das Institut des Karteninhabers zahlt. Dieses wiederum deckt damit Kosten ab (für Geldeinzug, Zahlungsgarantie für den Händler, Technologie). Je mehr Transaktionen nun gebündelt werden, desto bessere Skaleneffekte lassen sich erzielen, davon profitieren auch Kartenkunden. In Europa gibt es aber derzeit etwa noch so viele nationale Debitsysteme wie Länder mit entsprechend unterschiedlicher Gebührenstruktur. Dies war und ist der Europäischen Kommission ein Dorn im Auge, die deshalb eine Preisgleichheit zwischen inländischen und in Europa grenzüberschreitenden Transaktionen fordert. Ziel sind einheitliche Rahmenbedingungen für bargeldlose Bezahlungen innerhalb der Eurozone (Sepa). Dieser Prozess und die Umstellung auf eine einheitliche Infrastruktur sollen 2010 abgeschlossen, ab 2008 bestehende nationale und Sepa-taugliche Instrumente parallel einsetzbar sein.
Das deutsche EC-System ist deshalb bestrebt, Allianzen mit nationalen Systemen in Europa zu schmieden. Ob dies zeitlich, geografisch sowie angesichts des teuren technischen Aufwands ausreicht, um Sepa-tauglich zu sein, ist offen. Maestro ist längst bereit: Ab 2008 einheitliche niedrigere Gebühren und ein nicht nur im Euroraum, sondern weltweit einheitliches System dürften die Kosten für Banken, Kunden und Händler im Debitkartenmarkt sinken lassen. Um dies zu nutzen, schalten die Sparda-Banken als erste deutsche Banken vom EC-System auf Maestro um (BZ vom 8. Dezember). Sepa sei Dank.
(Börsen-Zeitung, 9.12.2006)
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