Börsen-Zeitung: Gut gepokert, Herr Saban, Kommentar zum Verkauf von ProSiebenSat.1 von Björn Godenrath
Frankfurt (ots)
Die Entscheidung über den Verkauf von ProSiebenSat.1 ist gefallen, und alle klatschen Beifall. Mit dem strategischen Bieterkonsortium KKR und Permira hat die Eignergruppe um Haim Saban dem Favoriten den Zuschlag erteilt. Am Medienstandort München wird nun frohlockt, bietet sich über die geplante Einbringung der KKR/Permira-Beteiligung SBS Broadcasting doch die Gelegenheit, einen bayerischen Senderkonzern mit wahrhaft europäischer Reichweite zu formen.
Eine Perspektive, die in der Tat verlockend erscheint, werden mit den Stabsfunktionen einer Konzernzentrale doch Arbeitsplätze gesichert - und die lokalen Medienpolitiker können sich im Glanz eines paneuropäischen Champions sonnen. Allerdings bedarf die nachgelagerte Transaktion noch der Zustimmung der ansonsten ausgeklammerten Vorzugsaktionäre, die ein vorzulegendes Bewertungsgutachten abnicken müssen. Nehmen die nicht stimmberechtigten Anteilseigner, die allein den Free Float (37,5%) ausmachen, den pflichtgemäß angebotenen Dreimonatsdurchschnitt von 22,50 Euro je Papier mehrheitlich an, kann die für die Indexzugehörigkeit erforderliche Free-Float-Marktkapitalisierung einen MDax-Ausschluss nach sich ziehen - auch wenn die Mindestgröße nur 5% beträgt. Die in der Hitze des Bietergefechtes aufgebrachte Spekulation eines Dax-Aufstieges (hört sich mächtig gut an und verschafft Pluspunkte in der B-Note) könnte erst über einen späteren (Teil-)Exit der Finanzinvestoren Realität werden.
Für Saban ist die Transaktion ein voller Erfolg, auch wenn er nicht die avisierten 30 Euro je Aktie rausschlagen konnte: Diesen Lapsus können sich die in der Holding German Media Partners (GMP) versammelten Investoren aber auch leisten, konnte der ursprüngliche Einsatz doch mit dem nun vereinbarten Korridor von 28 bis 29 Euro verdreifacht werden. Dabei liegt der Wertzuwachs zum einen am günstigen Einkauf - damals wurde zuletzt der Bauer Verlag von Saban aus dem Rennen gedrängt, um in exklusiven Verhandlungen mit dem Kirch-Insolvenzverwalter den Preis zu drücken. Zum anderen hat es sich gelohnt, den Deal im Februar nicht mit Springer abschließen zu dürfen. Zehn Monate später streicht die GMP knapp 500 Mill. Euro mehr ein, was einen Aufpreis von rund 25% bedeutet und fast exakt das Indexwachstum widerspiegelt. Gut gepokert, Herr Saban.
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