Börsen-Zeitung: Chryslers Schachzug, Kommentar zur Absicht Chryslers einen chinesischen Kleinwagen unter der eigenen Marke Dodge zu verkaufen von Peter Olsen
Frankfurt (ots)
Die amerikanischen Autohersteller stehen am eigenen Markt stark unter Druck. Seitdem auch der US-Bürger an der Zapfsäule ins Grübeln kommt, wenn er den Tank seines spritschluckenden Pickup Truck oder seines Geländewagens teuer füllt, müssen General Motors, Ford und Chrysler mit Blick auf ihre Modellpaletten selbstkritisch feststellen: sparsame Fahrzeuge gehören nicht zu unseren Stärken.
Nun haben die "Big Three" schon in der Vergangenheit immer wieder Talent darin gezeigt, im weltweiten Sortiment ihrer Konzerne etwas zu finden, was sich "amerikanisiert" auch in den Staaten verkaufen ließe. So bediente sich Ford immer wieder bei kleineren Fahrzeugen bei der europäischen Tochter. Auch GM bemühte sich, Opel-Modelle zu adaptieren. Und in grauer Vergangenheit, als auch Chrysler ein europäisches Geschäft hatte (Simca und Sunbeam), fand der Golf-Konkurrent Horizon den Weg über den Großen Teich.
Später nutzten die US-Konzerne ihre japanischen Beteiligungsfirmen wie Suzuki und Isuzu (GM), Mazda (Ford) und Mitsubishi (Chrysler), um das schmale eigene Angebot in bestimmten Nischen mit Importfahrzeugen zu ergänzen - mit der Ford-Pflaume auf dem Kühler wurde ein Mazda schnell ein amerikanisches Produkt.
Und dennoch: Wenn Chrysler von 2008 an in der Subkompaktklasse (Fahrzeuge in der Größe eines VW Polo) aus China stammende Fahrzeuge des staatlichen Herstellers Chery unter eigener Marke verkauft, dann ist dies von neuer Qualität. Die DaimlerChrysler-Sparte betätigt sich damit als Steigbügelhalter für die aufkommende chinesische Konkurrenz. Mögen auch die absehbaren Verkaufszahlen der Kleinwagen in den USA bescheiden bleiben. Mit Chrysler-Hilfe wird der chinesische Wettbewerber mit Abgas- und Sicherheitsbestimmungen in den USA (und auch in Europa) rasch vertraut und fit gemacht.
Bei Chrysler mag man sich an das Motto "if you can't beat them, join them" halten und vielleicht etwas Zeit im Verdrängungswettbewerb am Heimatmarkt gewinnen, bis neue Modelle die Abhängigkeit von den Spritschluckern mindern. Dass sich die Chinesen mit derartigen Lieferverträgen auf Dauer an die Kette legen lassen und auf einen eigenen Auftritt in den westlichen Märkten verzichten, daran glaubt man aber wohl auch in der Chrysler-Zentrale in Auburn Hills nicht.
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