Börsen-Zeitung: Unterschätzte Dresdner Bank, Kommentar zu den ambitionierten Zielen der Allianz-Tochter von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Die Dresdner Bank war schon abgeschrieben. Es ist nicht allzu lange her, da tönten Konkurrenten aus allen Säulen des Kreditgewerbes, die Allianz-Tochter sei am Markt kaum noch wahrzunehmen, das blau-grüne Duo nur noch mit sich selbst beschäftigt, und man habe ja schon immer gewusst, dass der 2001 aus der Taufe gehobene integrierte Finanzdienstleister eine Fehlkonstruktion sei. Die defätistische Einschätzung galt lange auch in weiten Teilen des Publikums als chic.
Totgesagte leben länger. Wer als Wettbewerber ernstlich geglaubt haben sollte, die Dresdner Bank sei schon aus dem Spiel, zumal die Allianz bald die Geduld mit der missratenen Tochter verlieren werde, müsste sich heute eine Selbsttäuschung eingestehen. Die Dresdner ist noch da, und sie ist putzmunter. Mit jedem Zwischenbericht und Jahresabschluss wird zunehmend evident, dass der im Beraterkauderwelsch als "Neue Dresdner plus" bezeichnete Transformationsprozess zum Ziel führt. Mehr noch: Inzwischen kann die Bank sich - bzw. kann die Allianz der Bank - das Erreichen ehrgeizigerer Ziele abverlangen und auch zutrauen. Es beeindruckt nicht nur, wie die Renditevorgaben abgehakt oder übertroffen werden, sondern auch, wie flott das Gespann am Markt abräumt. Schon 750000 Kunden hat die Dresdner über die Allianz-Agenturen gewonnen. Auch das trägt zum deutlichen Anstieg der Erträge bei. Und die gemeinsame Marktdurchdringung geht mit der Schaffung von zunächst 100 "Bankagenturen" weiter. Die Chancen der beiden, dauerhaft zu den Gewinnern des Verteilungs- und Verdrängungskampfes am deutschen Retailmarkt zu gehören, stehen nicht schlecht.
Insgesamt fährt die Dresdner keinen aggressiven Expansionskurs, wie die strikt durchgehaltene Kostendisziplin zeigt. Sie macht nicht den Fehler früherer Jahre, eine zweite Deutsche Bank sein zu wollen. So entgeht ihr manche Ertragschance, aber sie vermeidet auch viele Risiken, die für einen Branchenzweiten eben oft eine Nummer zu groß waren. Der Vorsorgebedarf war zuletzt eine Petitesse: 1% der schrecklichen 2,2 Mrd. Euro des Jahres 2002. Das "schönt" natürlich die aktuelle Erfolgsrechnung. Aber vor allem verspricht das offenbar saubere Portfolio Stabilität für unfreundlichere Marktphasen, die unweigerlich kommen werden. Wertberichtigungen und Verluste der Zukunft handelt man sich immer in den guten Zeiten ein.
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