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Börsen-Zeitung: Das Menetekel, Kommentar zur Privatbank Sal. Oppenheim, die ihren Sitz nach Luxemburg verlegt, von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Gibt es Krieg in Deutschland? Oder warum wandert
eine vor 218 Jahren in Bonn gegründete Privatbank aus, wenn es 
angeblich nicht um die Steuern geht? Sal. Oppenheim verlegt den 
Hauptsitz von Köln nach Luxemburg! Wäre das nicht am Donnerstagabend 
publik geworden, sondern drei Tage später, hätten viele auf einen 
Aprilscherz getippt. Es ist aber keiner. Fehlte nur, dass sie den Dom
mitnehmen. Aber auch ohne das schlägt die Nachricht ein wie eine 
Bombe. Sie ließe sich auch nicht mit dem Argument relativieren, so 
ein Umzug sei doch gelebte Freiheit für Menschen und Kapital in 
Europa. So weit ist es mit dem real existierenden Binnenmarkt denn 
doch noch nicht her.
Die Verbindung von Oppenheim ins Großherzogtum freilich ist, 
abgesehen von einer Unterbrechung, drei Mal so alt wie die EU. 1856 
gehörte Sal. Oppenheim zu den Gründern der ersten luxemburgischen 
Aktienbank, der Banque Internationale à Luxembourg. Der 2005 
verstorbene Alfred Freiherr von Oppenheim reklamierte für sein Haus 
sogar einmal eine Mitwirkung an der Etablierung Luxemburgs in der 
Finanzwelt. Wer genau hingehört hat, konnte schon vor Jahren ahnen, 
dass etwas im Busch ist. Die weitere Entwicklung des Standorts 
Luxemburg im Oppenheim-Konzern sehe man "sehr optimistisch", hieß es.
Manager der heute größten Privatbank Europas wiesen auf gemeinsame 
Werte wie Solidität und Kontinuität oder die beiderseitige 
erfolgreiche Positionierung im Wettbewerb mit den Großen hin, 
konstatierten von daher eine "Wesensverwandtheit" mit Luxemburg.
Dass die Steuern jedenfalls keine entscheidende Rolle spielen, ist
glaubhaft. Oppenheim hat schon 2003 wesentliche Beteiligungen in 
einer Luxemburger Holding gebündelt und dafür einen extrem 
steuersparenden Weg gefunden - noch heute schickt man in Köln täglich
Dankgebete zum Himmel. Nein, entscheidend sind die Innovationskraft 
des Finanzplatzes Luxemburg und die Flexibilität seiner Regulierer. 
Im Vergleich dazu kommt die Modernisierung hierzulande regelmäßig zu 
spät, und Reformen werden allzu halbherzig angepackt, wie aktuelle 
Beispiele - Investmentgesetz, Reits, Abgeltungssteuer - wieder 
belegen. Insofern ist der Schritt von Oppenheim ein Menetekel für den
Finanzplatz Deutschland. Wer geht als Nächster? Wenn die Politik 
nicht schleunigst aufwacht, kann bald der Letzte das Licht am 
Standort "D" ausmachen.

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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