Börsen-Zeitung: Neue Töne Kommentar zu zu den Zahlen und Aussichten der Commerzbank, von Carsten Steevens.
Frankfurt (ots)
Es war ja so sicher wie das Amen in der Kirche: Seit die Gespräche über die Übernahme von ABN Amro heiß laufen, steht auch die Commerzbank als potenzieller Übernahme- und Fusionskandidat wieder im Schaufenster. Allein seit Mitte März hat das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut rund 4 Mrd. Euro an Börsenwert zugelegt. Vor allem die Spekulationen haben das Gewicht der Bank erhöht. Dabei ist sie auf bestem Weg, ihr im vergangenen Jahr erreichtes Rekordergebnis 2007 zu übertreffen.
Zwar fehlen bis Jahresultimo noch mehr als zweieinhalb Quartale, und man soll den Tag bekanntlich nicht vor dem Abend loben. Der Boom an den Kapitalmärkten und der erfreuliche Konjunkturverlauf lassen aber darauf schließen, dass die Bank ihr erst im Februar angehobenes Ziel einer um Sondereffekte bereinigten Eigenkapitalrendite nach Steuern von mehr als 12% auf jeden Fall erreichen sollte. Das erste Quartal war sogar so stark, dass die Bank sich genötigt sah, zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin eine Indikation abzugeben. Operatives Ergebnis und Nettogewinn hätten die Erwartungen im Markt deutlich übertroffen, lautete die Erklärung. Töne dieser Art waren bei der "gelben" Bank in den vergangenen Jahren nicht zu vernehmen. Nun prescht sie regelrecht vor und liefert Indizien dafür, dass die lebhaften Kapitalmärkte auch bei Konkurrenten aus der Branche die Gewinne stattlich gesteigert haben dürften.
Zwar schneidet die Commerzbank schlechter ab als im Auftaktquartal 2006. Anders als im Vorjahr relativiert jedoch kein hoher Sondererlös aus dem Verkauf einer Beteiligung das Ergebnis. Börse und Konjunktur meinen es momentan also sehr gut - auch und gerade mit der Commerzbank. Schon im vergangenen Jahr machte das Handelsergebnis einen Sprung um satte 70%. Die beiden jetzt veröffentlichten Schlüsselzahlen erwecken darüber hinaus den Eindruck, als hätten Kosten und Risikovorsorge im ersten Quartal keine signifikante Rolle gespielt.
Doch es bleiben Fragen. Wie ist es um das Gewinnwachstum bei der stark auf den Heimatmarkt ausgerichteten Bank bestellt, sollten Börse und Konjunktur einmal länger abflauen? Welche Möglichkeiten, die Erträge zu steigern, hat das Institut dann? Der Fall ABN Amro zeigt, dass auch Größe nicht davor schützt, tatsächlich zum Objekt einer Übernahme oder Fusion zu werden.
(Börsen-Zeitung, 27.4.2007)
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