Börsen-Zeitung: Die Flut steigt, Kommentar zum Rekordergebnis der Deutschen Bank von Christina Rathmann
Frankfurt (ots)
Auf den ersten Blick ist das Quartalsergebnis der Deutschen Bank so langweilig wie in den Vorquartalen: Schon wieder ein Rekordergebnis, nochmals Top-Werte bei den Einnahmen im Investment Banking, und die Kapitalverzinsung vor Steuern ist inzwischen so schwindelerregend hoch, dass es schon nichts mehr ausmacht, ob man die Rendite auf das Eigenkapital (37%), auf das Active Equity (45%) oder die gemäß interner Zieldefinition (41%) betrachtet.
Doch auf den zweiten Blick offenbart der Quartalsausweis Gefahrenstellen. Erstens sind die Kosten in allen operativen Einheiten schneller gestiegen als die Erträge. Dass die Spartenergebnisse vor Steuern dennoch besser ausfallen als 2006, liegt daran, dass der Zuwachs der Einnahmen in absoluten Zahlen eben höher war als bei den Aufwendungen. Das hat die Bank aber allein den freundlichen Märkten zu verdanken und nicht der Tatsache, dass sie effizienter arbeiten würde. Wenn die Flut kommt, gehen eben alle Schiffe nach oben.
Zweitens lauern Gefahren in einzelnen Problemsparten. Trotz gestiegener Volumina sind die Erträge in der vermeintlich so stabilen Vermögensverwaltung gesunken (!). Schuld soll der US-Immobilienverwalter Rreef sein. Dessen Fondsrenditen müssen unterirdisch gewesen sein, wenn sie die Erträge der ganzen Asset-Management-Sparte sinken ließen.
Drittens hat die Deutsche Bank noch viel dafür zu tun, die zugekauften Einheiten einzugliedern. Unterm Strich war der Ergebniseffekt der diversen Akquisitionen im ersten Quartal gleich null. Bei der Norisbank waren die Integrationskosten höher als erwartet. Diese Klippen zu umschiffen ist entscheidend dafür, ob die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft Fahrt aufnehmen kann. Von Januar bis März war das Ergebnis der Sparte unverändert mit 293 Mill. Euro vor Steuern knapp unter dem Vorjahreswert. Das ist Stabilität. Oder Stagnation.
Das Ergebniswachstum der Deutschen Bank insgesamt kommt derzeit nicht daher, dass die Effizienz verbessert wurde oder dass sich Wachstumsinvestitionen auszahlten. Es ist vielmehr allein den marktabhängigen Sparten zu verdanken, die vom Umfeld profitieren. Trotz des Rückenwindes, den die Bank an den Kapitalmärkten derzeit verspürt, muss sie auf ihre Wetterfestigkeit achten. Die Erfahrung nach der vergangenen Hausse hat gezeigt: Je höher die Flut, desto tiefer das Meer, aus dem Schiffbrüchige später geborgen werden müssen.
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