Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 29. November 2011 den 13. Castor-Transport nach Gorleben:
Bremen (ots)
Ziviler Unverstand
von Joerg Helge Wagner
Wieder so ein Rekord, den die Menschheit nicht braucht. Fast eine Woche hat der jüngste Castor-Transport von französischen La Hague ins niedersächsische Gorleben wegen der massiven, teils militanten Proteste gebraucht. Aber natürlich ist er angekommen - wie alle zwölf vor ihm auch. Und natürlich werden zu den 113 Castoren aus Frankreich auch noch die 21 aus dem schottischen Sellafield dazu kommen - selbst wenn es pro Transport noch länger dauern sollte. Nicht, weil eine menschenverachtende Atom-Diktatur das so will, sondern weil das demokratische Deutschland sich an Verträge halten muss. In den Castoren lagert nämlich nicht französischer oder britischer, sondern eigener Atommüll. Da hilft es auch nichts, dass die braven Wendländer "den Schiet nich hebben wullt". Der "Schiet" ist nun mal da - der Atomausstieg verhindert nur, dass neuer hinzu kommt. Die Maximalforderung der Castor-Blockierer, Gorleben von der ergebnisoffenen Suche nach einem Endlager auszunehmen, offenbart bloß Regional-Egoismus. Ein Endlager für hochradioaktiven Müll ist nämlich auch in der Oberpfalz, in Sachsen oder im Schwarzwald unpopulär. Ginge es allein um Gerechtigkeit, müsste jedes Bundesland, das Atomstrom bezieht, auch ein Endlager vorhalten. Es geht aber allein um maximale Sicherheit, und das wiederum völlig zu Recht. Umso mehr verwundert es, wenn Grünen-Chefin Roth nun die Mär vom "zivilen Ungehorsam" wiederkäut, den der Staat gefälligst zu dulden habe. Dabei verursacht die überlebte "X-Tausendmal-Quer"-Folklore der Allgemeinheit nur gewaltige Kosten - Millionen, die man besser in eine rasche Erkundung verschiedener Standorte stecken sollte. joerg-helge.wagner@weser-kurier.de
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