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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommntiert in seiner Ausgabe vom 12. Januar 2012 die jüngsten Konjunkturdaten:

Bremen (ots)

Bloß keine Panik! von Joerg Helge Wagner

Es ist eine sehr deutsche Eigenschaft, im Zweifelsfall das Glas eher halb leer als halb voll zu sehen. Innehalten gilt uns bereits als Rückschritt, und wenn die überraschend starke Konjunktur - mitten in der schwersten Finanzkrise Europas! - etwas abflacht, hissen wir gleich die gelbe Alarmflagge mit der Aufschrift "Rezession". Das erinnert an das zweideutige börsen-deutsche Wort "Gewinnwarnung": Damit wird natürlich nicht vor Gewinnen gewarnt und schon gar nicht vor drohenden Verlusten, sondern schlicht eine etwas geringere Rendite erwartet. Die Euro-Krise gefährde den Boom unserer Export-Nation, heißt es. Wieso eigentlich? Eine mäßige Abwertung des Euro kann unsere Absatzchancen in den Nicht-Euro-Staaten doch nur steigern - und dahin gehen 60 Prozent unserer Exporte. Der weichere Euro hilft natürlich auch den Krisenstaaten, weil er deren Wettbewerbsfähigkeit ebenso verbessert und zudem deren Unternehmen die Refinanzierung erleichtert. Das gilt erst recht, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) womöglich schon heute die Zinsen abermals senkt. Die bisherige Geldflutung der Banken in der Euro-Zone durch die EZB trägt ja schon erste Früchte: Die Rating-Agenturen werten nicht mehr so aggressiv. Beim Musterknaben Deutschland sind 2011 die Firmenpleiten um 6,2 Prozent zurückgegangen, das Bruttoinlandsprodukt wuchs um satte drei Prozent, für mehr als eine Billion Euro wurden Waren exportiert, das Staatsdefizit ist mit 1,0 Prozent so niedrig wie vor der Bankenkrise, die Binnenkonjunktur brummt solide wie ein Turbodiesel. Und aus diesen Höhen stiegen wir im letzten Quartal um 0,25 Prozent ab. Das ist doch kein Grund zur Panik. Warum also redet man eigene Erfolge klein? Das tun Verbände und Unternehmen sonst doch auch nicht. Da ist - wie an der Börse - viel Psychologie im Spiel. Sowohl Anleger als auch Arbeitnehmer lassen sich so trefflich zur Bescheidenheit mahnen: die einen bei der Rendite, die anderen bei den Lohn- und Gehaltsforderungen. Das ist als Ritual bei Hauptversammlungen und Tarifverhandlungen auch völlig legitim. Gefährlich wird es aber dann, wenn durch solche Übertreibung der Abschwung erst herbeigeredet wird: wenn verunsicherte Anleger wie verunsicherte Konsumenten ihr Geld lieber schlecht verzinst auf die hohe Kante legen, als es in den Wirtschaftskreislauf einzuspeisen. Dann steht die Rezession wirklich vor der Tür.<QM>joerg-helge.wagner@weser-kurier.de

Pressekontakt:

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Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

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