Weser-Kurier: Kommentar über die Funktion von Banken
Bremen (ots)
Was muss man machen, wenn man einen Banker findet, der bis zum Hals im Sand eingegraben ist? Mehr Sand holen! Solche Witze werden im Moment gern auf Kosten eines Berufsstands gemacht, der sich das Leben wegen der Ausschweifungen gewisser Teile der Branche selbst schwer gemacht hat. Affären wie der Verlust von bis zu fünf Milliarden Dollar bei der US-Investmentbank JP Morgan haben das Bild vom gierigen, skrupellosen Bankmanager befördert. Bemerkenswert ist, dass sich nun Jürgen Fitschen dazu zu Wort gemeldet hat. Der trockene Niedersache übernimmt ab Juni neben Anshu Jain den Chefposten bei der Deutschen Bank - und hat sich gestern seine Branche zur Brust genommen. Dabei hat er aber auch gleich Vorgänger Josef Ackermann und seinem smarten Chefkollegen Jain eine mitgegeben. Das ewige Gerede über die eigenen Profite und Renditen müsse aufhören. Hauptaufgabe der Bank sei es, Dienstleister in der Marktwirtschaft zu sein - und dafür Rechenschaft abzulegen, rügte er. Das hat gesessen. Schließlich hat Ackermann jahrelang die Rendite als das allem übergeordnete Unternehmensziel ausgegeben. Fitschen dagegen spricht davon, dass es im Rahmen dieser mehr dienenden Funktion einer Bank für die Realwirtschaft selbstverständlich sein müsse, dass Banken auch Profite machen dürfen. Spannend wird nun sein, ob sich diese eher konservative Herangehensweise an das Bankengeschäft mit der doch stark investmentgetriebenen seines deutlich jüngeren Kollegen Jain vereinbaren lässt. Der Inder hat sich erst Mitte März eine herbe Niederlage eingehandelt, als ihm die Bankenaufsicht Bafin die Berufung seines Vertrauten William Broeksmit zum Risikovorstand verboten hatte. Das wurde damals als Hinweis eines Machtkampfs zwischen Fitschen und Jain über die künftige Richtung der Bank gewertet. Ob Fitschens aktueller Einwurf eine Reaktion darauf ist, darüber kann man nur spekulieren. Sicher aber ist, dass Jain mit seinem Chefkollegen einen hartnäckigen Aufpasser an der Seite haben wird.
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