Weser-Kurier: Kommentar zu Kristina Schröder
Bremen (ots)
Wäre sie nicht hoch bezahlt und alles andere als in ihre Funktion gezwungen, könnte man glatt Mitleid bekommen mit Kristina Schröder. Ihre Karriere begann sie als Senkrechtstarterin. So jung, so hübsch, plötzlich obendrein auch noch so bedeutend. Und nun? Jung ist sie immer noch, hübsch auch, doch bedeutend sind vor allem ihre Misserfolge. Selten haben eine Ministerin oder ein Minister eine derartige Watsche bekommen wie Kristina Schröder für ihr Zehn-Punkte-Programm zum Kita-Ausbau. Bemerkenswert an der Watsche ist nämlich, dass Schröder aus den eigenen Reihen abgewatscht worden ist. Von allen Seiten hagelt es Kritik an ihrem Gesetzentwurf. Nicht nur wegen grundsätzlicher Bedenken am gesamten Konzept. Obendrein komme das Programm zu spät, sei schlampig, unausgegoren, unzureichend. Und im Internet ätzt jemand: "Der Sohn von Kristina Schröder wird bestimmt Ni-Kita heißen." Pfui, wie gemein. Denn leicht hat es die Bundesfamilienministerin nicht. Ihre Vorgängerin, Ursula von der Leyen, funkt ihr mit Vergnügen und Übung in der Frauen- und Familienpolitik dazwischen. Sie und andere haben das Kabinettsküken von Beginn an nicht für voll genommen: Ihren Posten habe sie vor allem ihrem Geschlecht und als Ziehtochter Roland Kochs dem CDU-Länderproporz zu verdanken. Sie sei eine Vorzeigeministerin, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Tatsächlich hat Schröder vor allem durch emsiges Twittern, ihre Hochzeit, die Geburt ihrer Tochter und ihr Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber!" von sich reden gemacht. Die politische Bilanz? Blass, blasser, Kristina Schröder. In ihrer politischen Unauffälligkeit wird sie damit wohl nur von einer übertroffen: ihrer Vorvorvorvorgängerin, CDU-Familienministerin Claudia Nolte. Immerhin bis heute unvergessen: Als "das Blusenwunder", wegen ihres ausgeprägten Hangs zu rüschiger Kleidung. Kristina Schröder droht ein ähnliches Schicksal. Auf Rüschenblusen wird man sie gewiss nicht reduzieren können. Aber darauf, nur "Merkels Mädchen" gewesen zu sein.
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