Weser-Kurier: Über Chinas Expansionspläne schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 27. Juni 2012:
Bremen (ots)
Die politische und wirtschaftliche Expansion Chinas schreitet unaufhaltsam voran, während die europäisch-nordamerikanische Weltmachtstellung zusehends bröckelt. Sollte der Plan des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao aufgehen, ein Freihandelsabkommen mit der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur zu schließen, wäre das ein wichtiger Erfolg für das Reich der Mitte. Quasi im Hinterhof der USA könnte das kommunistische Regime seine Einfluss-Sphäre weiter ausdehnen und damit seinem Ziel, die Amerikaner als Wirtschaftsmacht Nummer eins abzulösen, ein gehöriges Stück näher kommen. Immerhin ist der Mercosur ein Binnenmarkt mit mehr als 260 Millionen Menschen. Die dortige Wirtschaftskraft macht rund 75 Prozent des gesamten lateinamerikanischen Kontinents aus. Damit ist die 1991 gegründete Gemeinschaft, der die Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay angehören, die bedeutendste Regionalorganisation Lateinamerikas. Noch ist die Europäische Union wichtigster Handelspartner des Mercosur, doch China ist bereits dicht auf den Fersen: Die chinesische Regierung hat angekündigt, das Handelsvolumen mit den Mitgliedsländern bis 2016 verdoppeln zu wollen. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und Mercosur sind indes ins Stocken geraten, nachdem sie 2004 kurz vor dem Abschluss standen. Größter Streitpunkt ist der Zugang zum europäischen Markt für Agrarprodukte. Bedeutende Fortschritte sind in nächster Zeit kaum zu erwarten. Die Pläne der US-Regierung, eine gesamtamerikanische Freihandelszone (FTAA) von "Alaska bis Feuerland zu schaffen" liegen derzeit ebenfalls auf Eis. Während die USA und Europa also seit Jahren zögern, zaudern und keinerlei Kompromissbereitschaft zeigen, sind die Chinesen nun dabei, rasch Nägel mit Köpfen zu machen. Sollten sie erfolgreich sein, würden sie am Ende einmal mehr unter Beweis stellen, dass die Kommunisten auf dem Weg sind, die besseren Kapitalisten zu werden.
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