Weser-Kurier: Zum Thema jährliche TÜV-Hauptuntersuchung schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 13. Juli 2012:
Bremen (ots)
Wieder so ein zweifelhafter Vorschlag. Wieder mal von der EU-Kommission. Und wieder mal ist die Kommission weit über ihr gesetztes Ziel hinausgeschossen - die Pflicht zum jährlichen TÜV-Besuch ist Geldschneiderei und ein Ausdruck von Regelungswut. Dabei klingt der Vorschlag zunächst sinnvoll: Häufigere Kontrollen für alte Autos machen die Straßen sicherer. In der Theorie mag das sicherlich stimmen. In der Praxis sieht das schon deutlich anders aus: Das System der Untersuchungen alle zwei Jahre ist effektiv genug und längst weltweites Vorbild und Exportschlager - auf deutschen Straßen ist kaum eine schlimme Rostlaube unterwegs, von der akute Lebensgefahr ausgeht. Das belegt eine Zahl: Nur jeder 200. schwere Unfall geht auf technische Mängel zurück. Ob sich an dieser äußerst geringen Quote durch jährliche Prüfungen überhaupt noch etwas ändern lässt, ist ungewiss. Was soll dieser minimalste Gewinn an Sicherheit wert sein? Müssen dafür Millionen Autofahrer gezwungen werden, in aller Regelmäßigkeit etwa 90 Euro zusätzlich auszugeben? Für Prüforganisiationen wie TÜV und Dekra ist das Geschäft mit der Plakette ein sehr gutes. Für viele Menschen sind 90 Euro ein Batzen Geld. Wer sein Auto sechs Jahre und länger fährt, macht das meistens nicht aus purer Verbundenheit zu seinem Automobil - sondern, weil für einen regelmäßigen Neuwagenkauf einfach kein Geld da ist. Da kommt die Frage auf: Welche Rolle spielt bei der Initiative der EU-Kommission die Lobby der Prüforganisationen? Immerhin handelt es sich bei TÜV-Nord, Dekra und Co. um große Unternehmen mit Milliardenumsatz und zigtausenden Mitarbeitern. Sie wittern ein gutes Geschäft. Oder ist es die Autobranche, die an der Qualität sparen kann, wenn ernste Schäden früh genug auffliegen? Auch das ist keinesfalls im Sinne der Autofahrer, denen die neue Regelung nichts als Ärger bringen wird.
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