Weser-Kurier: Kommentar zum möglichen Werder-Sponsor
Bremen (ots)
Der sympathischste Verein der Bundesliga sei Werder, sagt eine alljährliche Umfrage. Werder ist ein seriöser Klub. Bodenständig. Skandalfrei. Seit Jahren ist an diesem Image gearbeitet worden, und selbst die Zusammenarbeit mit dubiosen Unternehmen war am Ende nicht zum Schaden der Marke. Weder die Kooperation mit der für ausbeuterische Arbeitsbedingungen angeprangerten Textilkette "Kik", noch die mit dem sich über geltendes Recht hinwegsetzenden Wettanbieter"Bwin" oder die mit der bei Verbraucherschützern berüchtigten "Citibank". Mit Wiesenhof jedoch scheint Werder eine Grenze überschritten zu haben. Es ist ein fatales Signal für den Klub. Im Internet formierte sich ein Widerstand, mit dem Geschäftsführung und Aufsichtsrat wohl selbst in ihren schlimmsten Befürchtungen nicht gerechnet haben. Aus lauen Protest-Lüftchen, die der Klub bislang kannte, ist ein Online-Orkan geworden. Verzweifelt verweisen Werders Verantwortliche darauf, dass es sich doch nur um eine Kampagne der auch nicht gerade seriös arbeitenden Radikal-Tierschützer von Peta handele. Doch selbst, wenn dem so wäre: In diesem Entrüstungssturm fällen Tausende von Internetnutzern ein vernichtendes Urteil über die Seriosität eines Unternehmens. Nein, nicht über Wiesenhof. Die Firma hat ihren Ruf schon derart zerstört, dass der Markenname offenbar beerdigt werden soll. Der Protest richtet sich gegen Werder, diesen vermeintlich seriösen, sauberen, sympathischen Klub. Ist er das etwa nicht? Sondern etwa auch nur ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen, das Moral, Anstand und Ethik allein der Einnahmemaximierung unterordnet? Es geht also um nichts weniger als den guten Ruf der Marke Werder. Während sich Wiesenhof erhofft, dass das Positiv-Image des Klubs den eigenen Namen aufpoliert, muss Werder den umgekehrten Effekt befürchten: dass das desaströse Image des Geflügelfabrikanten die grün-weiße Edel-Marke nachhaltig beschädigt. Damit geht es um die Existenzgrundlage - nur mit seinem guten Ruf verdient ein Fußball-Unternehmen wie Werder viel Geld. Und: Die eigenen Kunden, die Fans, drohen sich abzuwenden. Sie drohen nicht nur mit Liebesentzug, sie drohen mit Kündigung der Mitgliedschaft. "100 Prozent Werder - null Prozent Tierquäler" lautet ihr Leitgedanke zur ungeliebten Hühnerbrust. Offenbar hat Werder nur zwei Möglichkeiten: entweder Wiesenhof oder die blanke Brust. Das Fußball-Unternehmen muss sich fragen: Was ist mehr wert?
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