Weser-Kurier: Kommentar über die Konjunkturaussichten
Bremen (ots)
Wenn man sich Europa als Eisberg im großen weiten Meer der Weltkonjunktur vorstellt, sind an seiner Basis, tief, tief im Ozean, Länder zu finden wie Spanien, Portugal - und Griechenland. Oben jedoch, weit über Wasser, finden wir Deutschland. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt nach den Vereinigten Staaten ist so etwas wie die Insel der Seligen in diesem Meer. Seit dem Ende der globalen Rezession im Frühjahr 2010 scheinen weder Euro-Krise noch Finanzmarktturbulenzen der Bundesrepublik etwas anhaben zu können. Und doch zeigen sich zumindest den Zahlen nach nun erste Reaktionen. Experten sagen dazu: "Das Wachstum schwächt sich ab". Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass die Deutschen nun einen Einbruch der Wirtschaft fürchten müssen. Dafür steht sie weltweit viel zu gut da. Es ist nur so, dass auch deutsche Unternehmer nicht an der Realität vorbeikommen. Und die bedeutet nun einmal: In weiten Teilen der Hauptmärkte vieler Firmen, nämlich der Euro-Zone, wütet die Rezession, vor allem in Südeuropa. Zudem verunsichert die Diskussion um die Schuldenmisere die Unternehmer. Sie halten sich derzeit mit Investitionen zurück. Auf der anderen Seite trägt nach wie vor das Wachstum in den großen Schwellenländern - allen voran China - die Wirtschaft in Deutschland. Made in Germany ist dort so gefragt wie nichts anderes auf der Welt. Deswegen und wegen der moderaten Lohnpolitik sowie der guten Eigenkapitalausstattung der Unternehmen herrscht weitgehende Jobsicherheit. Vor allem im Mittelstand. Das wiederum schafft Vertrauen in der Bevölkerung. Vertrauen, das zu Konsum führt. Und darauf wird es in den nächsten Monaten ankommen: Wegen der geringen Zinsen lohnt es sich für die meisten Bürger kaum, Geld auf die Bank zu tragen. Mit einer klugen Politik, die Anreize zum Investieren setzt, könnte der Binnenkonsum eine weitere tragende Säule der Konjunktur werden - und so die Folgen einer möglichen Abkühlung der Weltwirtschaft mindern helfen.
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