Weser-Kurier: Zur neuen Reisefreiheit für Kubaner schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 17. Oktober 2012:
Bremen (ots)
Die überraschende Entscheidung ist weniger einer ideologischen Neubesinnung als einem wirtschaftlichen Kalkül geschuldet. Ein demokratischer Schub und die Einsicht in alte Fehler sind eher unwahrscheinlich. Bleibt das Spekulieren auf einen kalkulierten Abgang. All diejenigen, die dann gehen und nicht wiederkämen, lägen dem klammen Staat nicht mehr auf der Tasche. Schließlich nennt die Regierung die neue Reisefreiheit einen Schritt zur Stärkung der "Errungenschaften der Revolution". Das Erfahrungen der DDR vor Augen, stellt sich die Frage: Werden die Kubaner die Perspektive Auslandstrip zur Flucht aus der Heimat nutzen? Ja, weil die Geschichte zeigt, dass viele Voraussetzungen für eine Massenflucht gegeben sind: Frust daheim, gespeist aus Arbeits- oder Perspektivlosigkeit, wenig Geld, fehlende Freiheiten, Verwandte in Übersee. Nein, weil viele Kubaner wissen, dass die USA und der Westen langfristig keine Alternative sind. Sie wollen im Grunde ein Kuba mit ein bisschen Miami, Internet und Seifenopern, aber auch Bildung und Gesundheit gratis. Dass Kuba eine Insel ist, verhindert dabei vermutlich eine Massenausreise. Schließlich können sich nicht Hunderttausende an der Uferpromenade von Havanna aufstellen und sich einfach in das 300 Kilometer entfernte Miami einschiffen.
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