Weser-Kurier: Zur Lage der Automobilindustrie schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 25. Oktober 2012:
Bremen (ots)
Etwas Grundlegendes verändert sich gerade im Automobilgeschäft. Die Hersteller sehen sich seit zwei, drei Jahren mit Herausforderungen konfrontiert, die sie gleichzeitig von mehreren Seiten fordern. Es sind Herausforderungen, die die Hackordnung in der Branche massiv verändern werden. Herausforderung Nummer 1 ist, sich den immer schnelleren Konjunkturverläufen und den massiveren Ausschlägen nach oben und unten zu stellen. Dazu gehört, dass die Autobauer Strategien und Methoden entwickeln müssen, ihre Produktionsabläufe möglichst schnell den wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Weil das Autogeschäft global geworden ist, gehört es auch zum Tagesgeschäft, die von Markt zu Markt oft völligen unterschiedliche Nachfrage bedienen zu können. Herausforderung Nummer 2 ist, sich auch den gewaltigen Veränderungen innerhalb der Autokonzerne zu stellen. Dazu gehört, dass sich Modellzyklen extrem verkürzt haben, die Modellpalette sich aber massiv ausgeweitet hat. Der Golf I lief beispielsweise noch acht Jahre, der Golf VI nur noch vier Jahre. Nach zwei Jahren, hieß es früher in der Branche, weiß man, ob ein Modell ankommt. Heute ist es nach zwei Jahren meist schon reif für ein erstes sogenanntes Face-Lift. Das wiederum bedeutet enorm teure, zusätzliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Herausforderung Nummer 3 ist, die globalen Anforderungen der Automärkte zu erfüllen. Wer als Autobauer nur regionale Märkte bedient, hat schon verloren. Das zeigen die Fälle Opel, Citroen/Peugeot und Ford. Autohersteller müssen heute auf allen Märkten präsent sein, um die Schwankungen der Konjunktur auspendeln zu können - siehe Herausforderung Nummer 1. Das führt zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Branche: Die großen wie VW, Toyota, GM sowie die Premiummarken BMW, Mercedes, Audi, Porsche hüben und Wackelkandidaten wie Opel, Ford, PSA, Renault, Mazda drüben. Das alles muss aber nicht schlecht sein. Es wird Synergien und Kooperationen geben - und am Ende sehr viel Innovation.
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