Weser-Kurier: Zu Armstrongs Doping-Beichte schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 19. Januar 2013:
Bremen (ots)
Der Tour-Held von einst im Büßergewand? Diese Nummer zieht nicht. Lance Armstrong hat eine große Chance vertan. Die Bühne für sein Geständnis war falsch gewählt - bringt ihm als Quotenhit aber womöglich eine Millionengage, die er angesichts zahlreicher Schadenersatzforderungen nur allzu gut gebrauchen kann. Um Respekt oder gar Vertrauen zurückzugewinnen, waren die Antworten auf die vielen drängenden Fragen zu inhaltslos. Konkrete Aussagen zur Rolle des Weltverbandes UCI oder gar brisante Details unter Nennung von Namen ließ sich der bestens vorbereitete und von zwei seiner fünf Anwälte zum Beichtstuhl begleitete Ex-Radprofi nicht entlocken. Ein Kniefall war der Show-Auftritt indes nicht. Armstrong bestimmt weiter das Tempo - auch bei seinem steilen Anstieg heraus aus der Isolation, in die er sich selbst manövriert hat. 13 lange Jahre hat er gelogen, manipuliert und betrogen. Die Reue, die er nun an den Tag legt, ist nicht glaubhaft. Diese Doping-Beichte war allenfalls ein erster Schritt. Dem zweigeteilten Interview muss ein dritter Teil folgen - und zwar unter Eid und vor der Sportgerichtsbarkeit. Wenn es Armstrong ernst damit ist, für seine Fehler einzustehen, muss er sich so äußern, wie er zuvor jahrelang mit seinen Konkurrenten umgegangen ist: rücksichtslos, schonungslos. Armstrong wird das Trikot der Schande dadurch nicht abstreifen können - aber dem Radsport insgesamt würde er so die Chance zu einer Aufarbeitung und zu einem Neuanfang geben. Und das wäre eine Form der Wiedergutmachung, die zumindest Respekt verdient.
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