Weser-Kurier: Zum Fall eines salafistischen Polizeibewerbers in Bremen schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Um eins gleich vorweg zu nehmen: Gewaltbereite Salafisten - wie jene vier Männer, die derzeit in Nordrhein-Westfalen in Untersuchungshaft sitzen - stellen eine reale Gefahr für die Gesellschaft dar. Man darf ihre Pläne nicht unterschätzen, nicht kleinreden, nicht verharmlosen, ganz klar. Und trotzdem: Der jetzt bekannt gewordene Fall eines salafistischen Polizeianwärters darf nicht Anlass für übertriebene Panikmache sein. Vielmehr ist es als Erfolg zu werten, dass dem Mann seine Zulassung für die Ausbildung bei der Bremer Polizei noch rechtzeitig entzogen wurde. Länderübergreifend haben die Sicherheitsbehörden dabei zusammengearbeitet,vergleichsweise schnell und effektiv. Mit dem Ausschluss des Bewerbers haben die Ermittler gezeigt, dass sie die große Gefahr, die von Teilen der salafistischen Szene ausgeht, erkannt haben und ernst nehmen. Übertrieben wäre es auch, aufgrund des Vorfalls von Bremen auf eine gezielte Strategie der Salafisten zu schließen. Auf eine Strategie, die hiesige Sicherheitsbehörden schleichend zu unterwandern. Davon kann keine Rede sein: Vielmehr war das Vorgehen des Polizeianwärters dumm, dilettantisch und laienhaft - das sehen auch Extremismusforscher so. Sie fordern schon seit Langem bessere Präventionsprojekte, um einer islamistische Radikalisierung von Jugendlichen vorzubeugen. Die jüngsten Vorfälle zeigen einmal mehr, wie berechtigt diese Forderungen sind. Denn salafistische Gewalt lässt sich nicht allein durch Vereinsverbote, durch Inhaftierungen und Ausschlüsse bekämpfen. Nein, um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, sind vorbeugende Maßnahmen erforderlich. Das darf angesichts der aktuellen Debatte nicht vergessen werden.
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