Weser-Kurier: Über Internet-Sicherheit schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 28. Juni 2013:
Bremen (ots)
Wir dürfen gewiss sein: Das Internet bietet eine absolut sichere Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung." Es war das Jahr 1987, als der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber im Parlament von einer Technologie schwärmte, die den meisten Deutschen damals wie pure Science Fiction vorkommen musste. 26 Jahre später aber gibt's die Generation Internet, Milliarden Menschen in aller Welt googeln, twittern und mailen - und spätestens seit der Enthüllung der US-amerikanischen und britischen Internet-Spähprogramme dürfte auch dem naivsten Nutzer klar sein: Das weltweite Netz bietet viel - nur keine sichere Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung. Verwundern muss allenfalls, wie naiv Experten wie der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar auf die Affäre reagieren: Private Mails sollten verschlüsselt werden, um sie dem Zugriff der Späher zu entziehen, lautet sein Rat. Das mag in der Theorie zwar gut gedacht sein - in der Praxis aber nicht zu realisieren. Absender und Empfänger müssten, um die Schaar'schen Empfehlungen zu befolgen, auf ihren Rechnern ein und dieselbe Verschlüsselungs-Software installiert haben. Und: Wer solchen Aufwand betreibt, macht sich aus Sicht der Geheimdienste erst recht verdächtig - wird da statt einer harmlosen Verabredung zur Party nicht möglicherweise der Plan zum Bau einer Bombe durchs Netz geschickt? So werden die staatlichen Schnüffler schnell Mittel und Wege finden, um auch bei verschlüsselten Mails mitlesen zu können. Dabei sind Mails nicht das größte Problem: Wie bei den fast aus der Mode gekommenen, von jedem Briefträger zu lesenden Postkarten sollten auch elektronische Botschaften keine wirklich sensiblen Informationen enthalten. Wer diese Regel missachtet, ist selbst schuld. Viel schwerer wiegt die persönliche Komplett-Überwachung durch Internet-Suchmaschinen, soziale Netzwerke und Satellitennavigation, gegen die nur totale Internet- und Navigations-Verweigerung helfen würde. So aber entblößt jeder Nutzer durch sein Klicken und Surfen ganz freiwillig selbst Details seiner Persönlichkeit. DDR-Stasi-Minister Erich Mielke wäre gelb vor Neid.
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