Weser-Kurier: Über die steigenden Lebensmittelpreise schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 13. Juli 2013:
Bremen (ots)
Nasskalter Winter, feuchtes Frühjahr, Jahrhundertflut - die Gründe für den Preisanstieg bei Kartoffeln, Obst und Gemüse sind nachvollziehbar. Doch die Lebensmittelpreise steigen seit Jahren. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat im Januar, weit vor den Wetterkapriolen, für dieses Jahr einen Anstieg von drei Prozent prognostiziert. Es ist also nicht nur das Wetter, der Preisanstieg hat viele Ursachen - hausgemachte und globale. Beispiel Norddeutschland: Da wird kostbares Ackerland großflächig mit Mais für Biogasanlagen und Raps für Biosprit bepflanzt, statt mit Getreide oder Futterpflanzen. Landwirtschaftlicher Grund und Boden wird knapp, die Pachten steigen; Getreide und Futter müssen importiert werden. Wen wundert es da, dass sich am Ende auch Brot und Fleisch verteuern? Hinzu kommen - nicht zuletzt wegen der Energiewende - höhere Stromkosten. Auch das schlägt sich in den Lebensmittelpreisen nieder. Auch der Handel hat seinen Anteil: Mehr als 80 Prozent des deutschen Lebensmittelverkaufs werden von vier Konzernen kontrolliert. Wenn sie sich Preiskämpfe liefern, profitieren davon hin und wieder auch die Verbraucher. Doch ob Zwischen- und Einzelhandel ihre Preise tatsächlich immer verbraucherfreundlich gestalten, daran hat nicht nur das Kartellamt seine berechtigten Zweifel. Auf den globalen Märkten führen die wachsende Weltbevölkerung und zunehmender Wohlstand in den Schwellenländern zu steigender Nachfrage nach Lebensmitteln. Die Folgen bekommt der Verbraucher hierzulande unmittelbar zu spüren. Chinesen finden Geschmack an Milch - hierzulande steigt der Preis für Butter um beinahe 30 Prozent. Bedauerlich ist, dass die Milchbauern in Norddeutschland kaum etwas davon haben. Sie müssen nach wie vor mit den Molkereien um jeden Cent kämpfen. So wie übrigens auch die Produzenten von Fleisch, Gemüse, Obst und Kartoffeln durch die Preissteigerungen keinen Euro mehr einnehmen. Und dann sind da noch die Finanzjongleure, die mit Nahrungsmitteln spekulieren und die Preise in die Höhe treiben. Auf Kosten von Millionen hungernder Menschen befriedigen sie mit Wetten etwa auf Weizen und Reis ihre Profitgier. Was bleibt dem Verbraucher? Er wird sich an höhere Preise gewöhnen müssen. 14 Prozent seines Einkommens gibt jeder Deutsche im Jahr für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren aus, weniger als die meisten europäischen Nachbarn. Das mag ein Trost sein.
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