Weser-Kurier: Zur Debatte um geschlossene Heime schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 20. Juli 2013:
Bremen (ots)
Es gibt Debatten, die sind wie Zombies: nicht totzukriegen. Die Debatte über den Umgang mit Intensivtätern und geschlossene Jugendheime gehört da zu. Spektakuläre (Einzel)fälle waren meist der Auslöser: Minderjährige, die die Gesetze dutzendfach gebrochen hatten. Autoklauer, Herumtreiber, Schläger, Jungs wie der Münchner Mehmet. Dieses Mal ist der Auslöser der Debatte allerdings der Vorwurf von Jugendlichen, in einem Heim misshandelt worden zu sein. Die Frage, mit der sich Politik und Gesellschaft quälen, ist seit Jahren dieselbe. Aus gutem Grund: Es gibt keine Antwort. Was tun mit Kindern und Jugendlichen, die außer Rand und Band geraten sind? Die schon alle Stationen staatlicher Nachhilfe für halbwegs akzeptables Verhalten durchlaufen haben - ohne erkennbare Wirkung? Die einen sagen seit Jahren: Da helfen nur Großmut und Güte. Die anderen sagen: Da helfen nur Konsequenz und Sanktionen. Und viele Intensivtäter beweisen, dass beides nicht stimmt. Bekannt ist, dass es viele dieser Teenager nicht leicht haben und nie leicht hatte im Leben. Das gibt ihnen selbstredend nicht das Recht, es nun anderen schwer zu machen; Eltern, Lehrern, Richtern, Pädagogen. Sie zu beklauen, zu vertrimmen und zu terrorisieren. An diesen Teenagern muss Gutmenschen-Pädagogik scheitern, die versucht, sie mit so viel Verständnis und Liebe zu überschütten wie sie seit ihrer Geburt verdient hätten. Wegsperren - das zeigt der Justizvollzug deprimierend nachdrücklich - nutzt ebenso wenig. Was also tun? Vorbeugen. Geschlossene Heime sind nichts als eine Bankrotterklärung der Gesellschaft; dazu da, die Bevölkerung zu besänftigen und vor Intensivtätern zu schützen. Sie demonstrieren grandioses staatliches Versagen: Wer nicht mal weiß, wie die Symptome wirtschaftlicher und emotionaler Armut gelindert werden können, von dem ist nicht zu erwarten, dass er jemals die Ursachen beseitigt.
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