Weser-Kurier: Zum Verhalten von Internetnutzern schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 20. Juli 2013:
Bremen (ots)
Was steht drin in unseren privaten E-Mails? Vielleicht ein Gruß an den Liebsten, böse Worte über die Schwiegermutter und sicher auch das ein oder andere Geheimnis. Doch sind diese wirklich so geheim, dass es schlimm wäre, wenn irgendwelche Rechenmaschinen von amerikanischen Sicherheitsbehörden sie lesen, auf terroristische Inhalte checken und dann zwischen Milliarden anderer Daten ablegen? Wahrscheinlich nicht. Warum sollten wir uns also über die bekannt gewordenen Abhörmaßnahmen empören? Weil es nicht um die Wichtigkeit des Inhalts, sondern um die Wichtigkeit unserer Privatsphäre und unserer Persönlichkeitsrechte geht. Es sind eben nicht die Daten, die wir ganz bewusst in sozialen Netzwerken oder Foren posten. Es sind nicht die Informationen, die wir aktiv mit der Welt teilen wollen und bei denen wir daher wissen, dass sie vermutlich irgendwo gespeichert oder weiterverwendet werden. Wer eine E-Mail schreibt, richtet sich gezielt an eine Person - und zwar ganz privat. Die Vernetzung und Öffentlichkeit haben durch das Internet zugenommen. Eine positive Entwicklung, die aber Werte wie Vertraulichkeit nicht ersetzen darf. Die Abhöraktionen sollten wir nicht lautlos hinnehmen - auch wenn wir glauben, dass die Verantwortlichen weit weg und nicht unmittelbar erreichbar sind. Die US-Sicherheitsbehörden haben eine Grenze überschritten - und wenn wir nicht wollen, dass dieser Weg zur Gewohnheit wird, dann sollten wir Widerspruch einlegen. Die Empörung von Politikern und Datenschützern auf der einen Seite und das gelangweilte Achselzucken der User auf der anderen Seite zeigen eine Entwicklung auf, die uns Sorgen machen sollte: Was soll ich schon daran ändern können? Diese Frage steht im Raum und ist gefährlich. Internetnutzer, deren Daten jetzt auf irgendwelchen Servern in den USA liegen, fühlen sich klein und ohnmächtig. Ein Gefühl, das aber nicht lähmen, sondern wütend machen sollte. Denn wenn es etwas gibt, das wir selbst gestalten und schützen sollten, ist das unsere Privatsphäre - die Verantwortung sollten wir nicht achtlos abgeben.
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