Weser-Kurier: Zu den Nachwuchssorgen der Parteien schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 17. August 2013:
Bremen (ots)
Wo hast Du das vergangene Wochenende verbracht? Auf der Jahresversammlung der Jungen Union? Es gibt Dinge, mit denen kann man auf Partys keine Punkte sammeln. Besonders unter Jugendlichen gilt parteipolitisches Engagement als wenig attraktiv. Um nicht zu sagen: als völlig "uncool". Und das ist durchaus nachvollziehbar. Welcher normale Teenager verspürt schon den Drang, sich in seiner Freizeit an langatmigen Gemeinderatsdebatten zu beteiligen, während die Freunde Spaß haben und um die Häuser ziehen? Aufmüpfige Jusos oder junge Wilde unter den Christdemokraten oder den Grünen machen nur noch selten von sich reden. Inzwischen sind die Nachwuchsorganisationen der politischen Parteien auf dem besten Wege, der Generation Ü80 das Feld zu überlassen. Alle Parteien im Deutschen Bundestag leiden unter einer überalterten Mitgliederschaft. Auch bei den noch relativ jugendlich wirkenden Piraten stagnieren die Beitrittszahlen bereits. Kann man der Jugend hierzulande deshalb einen Vorwurf machen? Nein. Den Parteien ist im Laufe der Jahre schlicht die Fähigkeit abhanden gekommen, Menschen - besonders junge - für etwas zu begeistern. Das wiederum liegt vor allem an den Personen, denen sie den Auftrag erteilen, die Politik in Deutschland zu gestalten. Es fehlen Vorbilder, Menschen mit Charisma, die in der Lage sind, einem 20-Jährigen das Gefühl zu vermitteln: Ja, dafür will ich mich auch einsetzen. Sind Angela Merkel, Peer Steinbrück, Philipp Rösler, Jürgen Trittin oder Bernd Riexinger solche Menschen? Eher nicht. Sie mögen unbestritten ihre Qualitäten haben, aber begeistern können sie kaum. Solange sich an diesem latent leidenschaftslosen Sachwalterstil nichts ändert, der auch den aktuellen Wahlkampf entscheidend prägt, wird die Überalterung der Parteien weiter voranschreiten. Es liegt allein an ihnen selbst, jungen Menschen zu zeigen, dass es auch anders geht.
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