Weser-Kurier: Zur Energiekostenreform schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 6. September 2013:
Bremen (ots)
Knapp zwei Euro kassiert der Eigentümer einer leistungsstarken Offshore-Windkraftanlage bei gutem Wind - pro Flügelumdrehung. Garantiert, auch wenn die Kilowattstunde an der Leipziger Strombörse gerade mal wieder zwei Cent oder weniger kostet. Es gibt Tage, da zahlen die konventionellen Stromproduzenten sogar Geld dafür, dass ihnen jemand die überschüssige elektrische Energie abnimmt, bevor sie das Netz gefährlich verstopft. Paradox: Je billiger der Strom wird, um so mehr zahlen die Verbraucher per EEG-Umlage drauf. Das kann es doch nun wirklich nicht sein. Klar, man könnte auch die Strompreis-Privilegien der Industrie durchforsten. Da kann einiges gekappt werden, ohne dass die deutsche Wirtschaft zugrunde geht. Der Quotenvorschlag der Kommission kann diskutiert werden. Nicht diskutabel ist die dringende Notwendigkeit, das Erneuerbare-Energien-Gesetz grundlegend zu reformieren. Richtig ist der Einwand, eine festgelegte Quotierung verschrecke vor allem kleine Investoren. Vom Quotenmodell profitieren zweifellos die großen Konzerne. Die Entwicklung in Deutschland ging und geht in eine andere Richtung. Das zeigen unter anderem die vielen Solarmodule auf den Eigenheimdächern. Die hätten dann kaum mehr eine Chance in direkter Konkurrenz zu den großen Erzeugern und der billigen Windenergie. Zweifellos hat das EEG den Erneuerbaren einen Riesenschub gebracht und die Energiewende von unten überhaupt erst möglich gemacht. Aber die Frage muss erlaubt sein: Ist das wirtschaftlich? Der Vorschlag ist im Kern nicht ganz neu, aber diskutabel. Bloß daran herumzukritisieren reicht nicht. Es müssen schon bessere Ideen auf den Tisch. So bleiben, kann es nicht. Selbst wenn das vorgeschlagene Quotenmodell zügig umgesetzt werden sollte, was eher unwahrscheinlich ist, selbst dann ändert sich für bestehende Anlagen erst einmal nichts. Zwanzig Jahre lang. Solange zahlen wir drauf. Aber solange können wir nicht warten, ob uns die Energiewende am Ende nicht doch arm macht.
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