Weser-Kurier: Zum Urteil des DFB-Sportgerichts schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 29. Oktober 2013:
Bremen (ots)
Das DFB-Sportgericht hat befunden: Das Phantomtor ist regelkonform. Nicht etwa, weil der Ball seinen Weg vom Kopf Stefan Kießlings auf korrekte Weise durch zwei Pfosten in den Kasten fand. Sondern weil Schiedsrichter Felix Brych und seine Assistenten nicht sehen (und schon gar nicht glauben) konnten, dass er sich durch das Außennetz hineingemogelt hatte. So schuf Brych eine Tatsachenentscheidung: Der Treffer zählte. Damit lag er zwar falsch, dennoch handelte er den Regularien entsprechend. Nichts anderes bestätigte nun auch das Gericht. Eine Tatsache ist eine Tatsache ist eine Tatsache. Also, Ende der Diskussion? Weit gefehlt! Die Entscheidung mag juristisch richtig sein. Moralisch und sportlich ist sie so daneben wie Kießlings Kopfball. Denn sie lässt ausschließlich Verlierer zurück. Und genau das wird die Diskussionen um die Sinnhaftigkeit der Regel weiter anheizen. Die TSG Hoffenheim wurde um eventuelle Punkte gebracht. Schiri Brych muss damit leben, eine falsche Entscheidung mit historischem Wert getroffen zu haben. Und selbst in Reihen der Leverkusener kann man sich angesichts des auf diese Weise gewonnenen Spiels nicht wirklich über die Punkte freuen. Denn es bleiben leise Zweifel am Fair-Play-Geist der eigenen Akteure. Auch das Sportgericht entschied nur widerwillig - doch unter Achtung aller Kriterien der FIFA und des DFB eben völlig regelgerecht. Richter Lorenz stellte nach der gestrigen Urteilsverkündung jedoch fest: "Meine Kinder und meine Lebenspartnerin werden mich heute Abend beschimpfen." Denn er weiß: Mit Gerechtigkeit hat das Urteil nichts zu tun. Lediglich mit Rechtsprechung. Und dass hier zuweilen eine gewaltige Lücke klafft, zeigt dieses Urteil allemal. Der Fußball selbst droht zum Verlierer zu werden, solange es die Verbände nicht erlauben, den Schiedsrichter durch moderne Technik zu unterstützen. Damit würde auch derartigen Diskussionen ein Ende gesetzt - indem nämlich zur Regel erhoben wird, was sich Fußballer, Fans und Funktionäre allerorten wünschen: endlich Klarheit.
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