Weser-Kurier: Zur Untersuchung des deutschen Exportüberschusses durch die Brüsseler EU-Kommission schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Was fällt denn denen ein? Wir sind Export-Vizeweltmeister und sollen uns nun dafür rechtfertigen, dass "Made in Germany" in aller Welt gern und viel gekauft wird? Schon in der Vergangenheit waren manche politischen Entscheidungen aus Brüssel nicht leicht nachvollziehbar und noch schwerer zu vermitteln. Die Ankündigung der EU-Kommission, prüfen zu wollen, ob und wie sich die deutsche Export-Stärke auf die europäischen Nachbarn auswirkt, wird sich bruchlos in diese Liste einreihen. Wenn einige Staaten ein Plus in der Exportbilanz verzeichnen, müssen andere logischerweise ein Defizit aufweisen - also mehr Waren einführen als sie ins Ausland verkaufen. Deutschland ist unbestritten die Konjunkturlokomotive in Europa. Die deutschen Exporte stützen den gesamten Wirtschaftsraum. Zu Recht verweisen Experten darauf, dass rund 40 Prozent der Vorprodukte für deutsche Exportwaren aus dem Ausland kommen. Allerdings - es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die schwache deutsche Binnennachfrage mittlerweile in keinem guten Verhältnis mehr zu unseren Exporten steht. Solche Missverhältnisse können unbestritten zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Verwerfungen führen. Um gerade das zu verhindern, hat auch Deutschland seinerzeit den Kriterien zugestimmt, an denen wir jetzt gemessen werden. Die Entscheidung für einen gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraum hatte ihre Tücken. Die zeigen sich in der Krise. Allerdings dürfen die europäischen Krisenländer nicht für ihre wirtschaftlichen Fehlentwicklungen belohnt werden, indem die Anpassungslast letztlich ausschließlich dem Starken aufgebürdet wird. Mehr Binnennachfrage wäre natürlich kein schlechtes Krisen-Überwindungsrezept. Doch die lässt sich nicht verordnen. Wer will uns vorschreiben, welche Waren wir wo einkaufen dürfen und was wir exportieren? So was heißt Planwirtschaft. Deren bizarre Auswüchse sind bekannt. Bleibt die Gewissheit, es ist eher unwahrscheinlich, dass Brüssel in absehbarer Zeit seinen Teil vom deutschen Exportüberschuss abschöpft. Die grundsätzlichen Probleme sind allerdings so oder so noch nicht gelöst.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Original content of: Weser-Kurier, transmitted by news aktuell