Weser-Kurier: Zum Nord-Süd-Gefälle in Deutschland schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 21. November 2013:
Bremen (ots)
Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung scheint Deutschland wieder zweigeteilt. Ob Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Bildung oder Bevölkerungsentwicklung - das Nord-Süd-Gefälle verschärft sich. Wenn die Wirtschaft brummt, dann merkt man das in München oder Stuttgart - dort ist der Arbeitsmarkt wie leer gefegt. Bremen hingegen hat seit Jahren eine beinahe konstante Arbeitslosenquote. Viel zu lange schon ist die Blickrichtung der Deutschen von West nach Ost oder umgekehrt fixiert. Das ist auch eine Begleiterscheinung des jährlich erscheinenden Berichts zur Einheit. Dabei gibt es längst neue Problemgebiete. So haben etwa Jena, Leipzig oder Erfurt Wachstumsraten und eine wirtschaftliche Dynamik, von der man in Herne oder Gelsenkirchen nur träumen kann. Das hat ganz konkrete Folgen: Die einen bauen Freibäder, die anderen müssen ihre schließen. Oder Kinderbetreuung: Während in der Hightech-Gemeinde Unterföhring bei München die Kinder kostenlos in die Kita gehen, schießen andernorts die Kosten für die Eltern in die Höhe. Das nennt man Wohlstandsgefälle. Auf Dauer wird man sich die Schere zwischen einem dynamischen Süden und einem zurückfallenden Norden nicht leisten können. Für den Norden Deutschlands kommt erschwerend die demografische Entwicklung hinzu. Wenn immer weniger Menschen auf dem platten Land leben, muss man sich was einfallen lassen: für Schulen, Krankenhäuser, Busverkehr. Deshalb darf eine moderne Strukturpolitik auch nicht nach dem Gießkannenprinzip funktionieren. Und sie kann auch nicht auf den Osten beschränkt bleiben. Sondern sie muss gezielt sein und da ankommen, wo innovative Ideen und Konzepte verfolgt werden, um die demografischen Herausforderungen zu meistern. Die Milliarden aus dem Solidarpakt wären dafür ein solides finanzielles Fundament. Wie es funktioniert, haben die Bayern vorgemacht. Mit einer Langzeit-Strategie haben sie ihr Agrarland zu einem Hightech-Standort umgemodelt. Bewusst wurden auch abgelegenere Räume einbezogen. Heute gibt es eine griffige Formel für das Erfolgsrezept: Laptop und Lederhose.
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