Weser-Kurier: Über die neue Regierung schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 16. Dezember 2013:
Bremen (ots)
Jetzt kann es also ans Regieren gehen. Die Aufgaben für das neue Kabinett sind nicht eben klein. Energiewende, Mindestlohn und Rentenversprechen - die neuen Minister müssen eine Reihe von Baustellen abräumen. Für einige am Kabinettstisch hängt davon auch persönlich eine Menge ab. Für Sigmar Gabriel etwa, der sich in den vergangenen Wochen als geschickter Verhandler und umsichtiger Parteichef profiliert hat. Hat Gabriel auch das Zeug zu mehr, kann Gabriel Kanzler? Oder erst einmal: Kann er Kanzlerkandidat? Gabriel muss sich fachlich profilieren und staatsmännisch. Geschickt hat er sich dafür aufgestellt. Die Energiewende muss gelingen. Da ist ordentlich Druck auf dem Kessel, gleichzeitig ist es eine Aufgabe von herausragender politischer Bedeutung. Viel Aufmerksamkeit ist ihm also gewiss. Gabriel übernimmt die Aufgabe zu einem Zeitpunkt, da es alles andere als gut läuft. Wenn die Wende gelingt, wird das mit seinem Namen verbunden sein. Das wären schon ein paar Sternchen für einen, der Kanzlerkandidat werden möchte. Doch fachlicher Erfolg allein wird nicht reichen. Gabriel muss sich auch persönlich weiterentwickeln. Er muss zum Staatsmann reifen, weg vom Image des schnoddrigen Hallodris. Seine Vizekanzlerschaft wird er dafür sicherlich als Bühne nutzen. Auch bei der CDU geht es für einige Minister um ziemlich viel. Merkel ist mit dem Wechsel Ursula von der Leyens ins Verteidigungsministerium eine Überraschung gelungen. Als ausgewiesene Bundeswehr-Expertin ist Ursula von der Leyen bislang nämlich nicht aufgefallen. Sollte die Kanzlerin allerdings 2017 nicht mehr antreten wollen, wäre von der Leyen eine ziemlich aussichtsreiche Kandidatin. Von der Leyens Weg führt bislang immer weiter nach oben, auch wenn sie zentrale Projekte in ihrer Funktion als Arbeitsministerin zuletzt nicht umsetzen konnte. Sie tritt energisch auf, geht Konflikten nicht aus dem Weg, nervt aber bisweilen mit Besserwisserei. Wenn Merkel die "Mutti" der Nation ist, dann übt von der Leyen jetzt erst einmal als "Mutti" der Truppe. Für sie aber gilt Ähnliches wie für Gabriel. Die Bewährungsprobe ist groß, das Verteidigungsministerium steckt voller Tücken - Scheitern ist ganz und gar nicht ausgeschlossen. Da mag es jetzt noch so viele schöne Gedankenspiele geben.
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