Weser-Kurier: Zum Streit über Wartezeiten bei Ärzten schreibt Hans-Ulrich Brandt:
Bremen (ots)
Und wieder einmal wird der Koalitionsvertrag bemüht.<ET>.<ET>. In diesem sakrosankten Papier finden sich nicht nur so unsinnige politische Ego-Trips wie die Mautpläne - nein, die Großkoalitionäre haben auch mit großem Eifer die Einrichtung einer zentralen Termin-Servicestelle hinein verhandelt. Frei nach dem Motto: Die Patienten beschweren sich zwar nicht besonders laut über zu lange Wartezeiten auf einen Arzttermin, aber die Politik kann das Thema ja trotzdem auf die To-do-Liste setzen. Hört sich allerdings nach viel bürokratischem Aufwand an, und das scheint auch wirklich so zu sein, denn sonst wäre der plötzlich an den Tag gelegte politische Pragmatismus kaum zu erklären. Nichts anderes als ein Teilrückzug ist es nämlich, wenn jetzt die Union schon mal vorsorglich den Kassenärztlichen Vereinigungen doch wieder den Ball zuspielt, den ihr Union und SPD eigentlich wegnehmen wollten. Weil ja nichts klappt! Weil es ja angeblich viel zu lange dauert, bis Patienten einen Behandlungstermin bekommen. Und weil die Selbstverwaltung im Gesundheitssystem eben doch nicht so richtig funktioniert, wenn sich die Politik nicht um alles am besten selbst kümmert. Stimmt nur nicht, denn regelmäßige Untersuchungen zeigen, das Patienten in Deutschland insgesamt sehr zufrieden sind mit der Wartezeit auf einen Arzttermin. In Schulnoten von Eins bis Sechs ausgedrückt heißt das: Im Durchschnitt vergeben sie die Note Zwei (1,91). Und auch wenn vor drei Jahren diese Durchschnittsnote bei 1,75 lag, so ist dies doch ein deutlicher Hinweis: Die Politik ist hier mit ihrer zentralen Regelungswut eindeutig übers Ziel hinausgeschossen. Klar gibt es regionale Unterschiede bei den Wartezeiten: Am wenigsten müssen natürlich wieder die Bayern warten. Und auf dem Land muss länger gewartet werden als in der Stadt. Schneller geht es auch, einen Arzttermin beim Zahnarzt und Urologen zu finden als einen beim Haut- oder Augenarzt. Doch die Einrichtung einer zentralen Termin-Servicestelle rechtfertigt all das nicht. Zumal dann ein ganz wichtiges Recht des Patienten auf der Strecke bleiben dürfte, nämlich die freie Arztwahl.
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