Weser-Kurier: Zum russischen Lkw-Konvoi in die Ostukraine schreibt Doris Heimann:
Bremen (ots)
Die Auseinandersetzung um den russischen Konvoi mit humanitärer Hilfe für die Ostukraine zeigt, dass Russland sämtliches Vertrauen verspielt hat. Weder der Westen noch die ukrainische Führung trauen dem Kreml mehr über den Weg. Die Hysterie mag übertrieben erscheinen. Doch Moskau tut alles, um den Argwohn zu schüren. Die eingesetzten Lkw sind offensichtlich umlackierte Militärlaster, sie werden zudem von Uniformierten begleitet. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz weiß über die Fracht nicht Bescheid. Und schließlich hielt es der Kreml offenbar nicht für nötig, sich mit der ukrainischen Führung abzustimmen, bevor er eine drei Kilometer lange Wagenkolonne in Marsch setzte. Das alles wirkt verdächtig. Das Schlimme ist: Es soll womöglich verdächtig wirken. Um die Situation in der Ostukraine weiter anzuheizen. Nach monatelangen Kämpfen zwischen den von Russland unterstützen Separatisten und der ukrainischen Armee sind die Menschen in der Ostukraine in einer verzweifelten Lage. Aus der Millionenstadt Donezk ist jeder Fünfte auf der Flucht, die anderen harren in Schutzräumen aus. Strom und Gas gibt es häufig nicht mehr. Angesichts dieser Katastrophe wäre es dringend geboten, dass sich die internationale Gemeinschaft - losgelöst vom Streit über die Zukunft der Ukraine - schnell zu einer Hilfsaktion zusammenfindet. Es ist unwahrscheinlich, dass sich in den Lkws russische Soldaten verbergen, die dann den Aufständischen zu Hilfe kommen, anstatt Milchpulver zu verteilen. Aber Russland ist möglicherweise einfach daran gelegen, diesen Konvoi so zu organisieren, dass er die ukrainische Führung zu einer Blockade provoziert. Und Kiew tappt bereitwillig in diese Falle. Schon wäre für Moskau ein Vorwand geschaffen, eine Militärinvasion "aus humanitären Gründen" zu starten - wie 2008 in Süd-Ossetien. Die internationale Staatengemeinschaft muss schnell handeln, um zu verhindern, dass dieser Streit zum Funken im Pulverfass wird. Denn an sich ist der Fall einfach zu lösen: Das Rote Kreuz sollte überprüfen, was sich an Bord der Lkw befindet. Dann kann die Fracht umgeladen werden - und ihren Weg zu den Hilfsbedürftigen fortsetzen. Und zwar ohne Begleitung russischer Uniformträger.
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