Weser-Kurier: Leitartikel von Norbert Holst über Syrien und Putin
Bremen (ots)
Wladimir Putin schafft Fakten: Vor den UN fordert er die Welt auf, in Syrien zu handeln. Im Gespräch mit Obama denkt er noch laut nach über russische Luftwaffen-Angriffe gegen den IS - jetzt werden die ersten Ziele bombardiert. Keine Frage, der Mann verfolgt einen Plan. Der gewiefte Kremlchef hat das Problem des Westens erkannt. Die US-Luftwaffe hat in Syrien und Irak 7000 Angriffe gegen den IS geflogen, dennoch konnte die Terrormiliz ihre Einflusszonen ausdehnen. Und die EU kann das Drama um Syrien nicht mehr ignorieren, seitdem Hunderttausende Flüchtlinge nach Europa unterwegs sind. Putin will Assad nicht fallen lassen. Aus seiner Sicht ist er der letzte halbwegs zuverlässige Partner in der Region. Also reden mit einem Diktator, der Fassbomben auf Frauen und Kinder werfen lässt? Das ist kein schöner Gedanke. Aber man muss diese Kröte wohl vorerst schlucken, wenn man den IS militärisch besiegen und gleichzeitig einer politischen Lösung des Konflikts näher kommen will. Für Putin ist Assad eine Art diplomatisches Faustpfand: Wer mit ihm reden will, kommt an Russlands Präsidenten nicht mehr vorbei. Die USA und Russland werden in der Syrien-Frage wohl keine Allianz eingehen, aber kooperieren. Wenn Putin mitspielt, könnte diese Allianz den Tyrannen in Damaskus immerhin zwingen, das Morden am eigenen Volk zu beenden.
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