Weser-Kurier: Über die Ängste der Deutschen schreibt Joerg Helge Wagner im "Weser-Kurier" (Bremen):
Bremen (ots)
Die Deutschen beschäftigen sich gerne mit ihren Ängsten. So gerne, dass bei manchen angelsächsischen und amerikanischen Kolumnisten "German Angst" als nationaler Charakterzug gilt: Leicht hämisch werden Verzagtheit und Skepsis als "typisch deutsch" etikettiert. Und weil wir Deutsche zudem gerne Recht behalten, keilen wir zurück: Unsere geballten Ängste vor Waffen, Gentechnik, Kernkraft, Fracking und riskanten Anlageformen haben uns eben auch seit '45 vor größeren Katastrophen und Dummheiten bewahrt, ätsch!
Diesen quasi vorsorgenden Charakter haben die aktuellen Top-Ängste der Deutschen nicht. Man befürchtet Terroranschläge, zunehmenden Extremismus und Spannungen durch ungeplante, ungeregelte Zuwanderung. Anders als bei den Ängsten vor Veränderung kann Furcht diese Bedrohungen nicht eindämmen. Zaudern und Zögern sind keine Option mehr - Krisenmanagement und Ursachenbekämpfung sind gefragt.
Genau dies trauen zwei Drittel der Befragten den Politikern jedoch nicht zu. Positiv kann dies zu mehr Eigenverantwortung führen: Dann kümmern wir uns eben selbst um die Integration der Zuwanderer. Negativ sind austernartige Isolationswünsche: Keinen mehr reinlassen und bloß nicht am Krisenherd engagieren. Dann folgt der Angst die Paranoia.
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