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Weser-Kurier: Über die Lage im Irak schreibt Birgit Svensson:

Bremen (ots)

Die zweite Großoffensive zur Rückeroberung von Mossul hat begonnen. 100000 Mann sollen daran beteiligt sein - eine Verdrei-fachung der anfänglichen Truppenstärke. Jetzt soll, jetzt muss es klappen. Iraks Premier Abadi hatte vollmundig verkündet, man werde noch vor Jahresende die Terrormiliz Daesch besiegt haben. Damit hat er sich gewaltig geirrt. Iraks ehemals zweitgrößte Stadt ist seit Sommer 2014 in den Händen der Dschihadisten, die vor keiner Gräueltat zurückschrecken. Seit über zwei Monaten tobt die Schlacht mit einem ungeheuren Blutzoll, der nicht erwähnt werden soll. Als die Uno von 2000 gefallenen Soldaten auf Regierungsseite innerhalb von sechs Wochen sprach, wurde die Weltorganisation beschimpft - Falschinformationen, hieß es. Dabei sind die Opferzahlen, die der Kampf gegen den Terror fordert und die die Uno jeden Monat bekannt gibt, immer eher zu niedrig als zu hoch gegriffen. Doch die Regierung in Bagdad braucht Erfolgsmeldungen und dafür werden Fakten verschwiegen. Dass irakische Armee, kurdische Peschmerga, diverse Milizen und die internationale Allianz unter der Leitung der USA nicht in der Lage sind, geschätzte 5000 bis 7000 Daesch-Kämpfer zu besiegen, käme einer Blamage gleich. So verwundert es nicht, dass sich immer mehr Iraker nach den Zeiten Saddam Husseins zurücksehnen. Zehn Jahre nach seiner Hinrichtung, ist der ehemalige Gewaltherrscher populärer als je nach seinem Sturz im April 2003. Denn was jetzt an Gewalt zwischen Euphrat und Tigris herrscht, übersteigt für viele Menschen das Maß unter Saddam. Während unter dem Diktator die Staatsgewalt all diejenigen grausam bestrafte, die nicht loyal zum Herrscher waren und gegen ihn opponierten, sind die Menschen jetzt oft purer Gewaltwillkür ausgesetzt. Geschehen Morde, Geiselnahmen und Folterungen aus ethnischen, religiösen oder kriminellen Motiven? Oder sind sie die Tat eines durchgeknallten, traumatisierten Menschen, der im Affekt zur Waffe greift? Das sind Fragen, die sich die Iraker heute stellen - und oft keine Antwort darauf erhalten.

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