Weser-Kurier: Über die AfD-Strategie schreibt Joerg Helge Wagner:
Bremen (ots)
Sie wächst schnell und sie lernt schnell: Ob es einem nun gefällt oder nicht - die AfD ist derzeit die dynamischste Partei in Deutschland. Für die Medien ist sie dank mancher Äußerung prominenter Mitglieder oft furchtbar, aber immer faszinierend. Dieses Spannungsverhältnis ist extremer als bei früheren Aufsteigern, etwa den Grünen, den Linken oder zuletzt den Piraten. Die hat man auch kritisch begleitet, weltfremde Vorstellungen verrissen und schrille Auftritte verhöhnt. Das war nicht immer nett, aber da war nie diese Frontstellung, dieses abgrundtiefe Misstrauen: Journalisten als unerwünschte Personen, ausgesperrt von Parteitagen - das machen sonst nur extremistische Parteien. Dieses Image will die AfD loswerden. Sie will sich aus der Mitte der Gesellschaft bilden, der Vernunft und der meistens schweigenden Mehrheit eine Stimme geben, aber auch für die Enttäuschten und Abgehängten sprechen, die sich bei den anderen Parteien nicht mehr aufgehoben und beachtet fühlen. Das ist genauso legitim wie der daraus folgende Wunsch nach scharfer Abgrenzung zur politischen Konkurrenz. Die AfD hat jedoch immer wieder Probleme damit, ihren politischen Kampf in einer offenen Gesellschaft auszutragen. Wer steile Thesen aufstellt, muss eben auch kritische Fragen aushalten. Wer behauptet, durch und durch bürgerlich und basisdemokratisch zu sein, muss sich von radikalen Sprücheklopfern trennen - rasch und ausnahmslos. Wer für sich den Mut zur Wahrheit reklamiert, muss ihn auch beweisen. Das kürzlich lancierte, angeblich vertrauliche Strategie-Papier für das laufende Wahljahr kommt aber eher aus der Abteilung Agitation, Desinformation und Propaganda. Inhaltlich grast man mal am rechten, mal am linken Rand des politischen Spektrums. Der beliebteste Kampfbegriff ist ausgerechnet ein Anglizismus: Mainstream. Dort steht für die AfD-Führung der wahre Feind: Mainstream-Medien und Altparteien. Auf gut Deutsch: die absolute Mehrheit der Gesellschaft.
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