Weser-Kurier: Thomas Spang über die USA und Russland
Bremen (ots)
Dichter Propaganda-Nebel versperrt den Blick auf die tatsächlichen Zerstörungen, die Donald Trumps Tomahawks auf der Luftwaffenbasis des syrischen Diktators angerichtet haben. Ob der Raketenangriff nicht viel mehr als eine "Operation Schlagloch" war oder die große Wende in der Außen- und Sicherheitspolitik des "America-First"-Präsidenten, darüber lässt sich nach Lage der Dinge nur spekulieren. Sicher ist nur, dass der Vergeltungsschlag dem ersten Besuch Trumps Chef-Diplomaten in Moskau zusätzliche Aufmerksamkeit verleiht. Der russische Bär, so heißt es, sei nun richtig verärgert. Wladimir Putin werde seinen alten Freund Tillerson in Moskau nicht empfangen, und der Neustart in den Beziehungen stünde auf dem Spiel. Klingt alles recht dramatisch, trägt leider nicht zur Aufhellung der Verhältnisse bei. Tillerson und Trumps Nationaler Sicherheitsberater H.R. McMaster versicherten, bei dem Vergeltungsschlag sei es den USA nicht um Assad gegangen, sondern um dessen Chemiewaffen. Dafür spricht, dass die Militärs die auf der Luftwaffenbasis stationierten Russen vor dem Tomahawk-Schlag warnten. Woraufhin sich diese nicht einmal die Mühe machten, ihre Luftverteidigungssysteme zu aktivieren. Bemerkenswert: Trump hat nach dem Giftgasangriff nichts zum Verhältnis zu Putin oder Russland gesagt. Damit hält er sich die Möglichkeit offen, dem Präsidenten einen Deal anzubieten: Putin lässt Assad fallen und erhält im Gegenzug Erleichterung bei den US-Sanktionen wegen der Krim-Annexion. Trump jedenfalls kann angesichts der laufenden FBI-Ermittlungen kein Interesse an einer Eskalation mit Putin über dessen Schützling Assad haben. Wenn die russischen Geheimdienste tatsächlich Material gegen den US-Präsidenten haben, riskierte Trump dessen Durchsickern.
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