Weser-Kurier: Über Afghanistan schreibt Joerg Helge Wagner:
Bremen (ots)
Außenpolitisch war es wohl sein größter Fehler: Als sich Barack Obama 2011 auf ein konkretes Abzugsdatum für die Kampftruppen aus Afghanistan festlegte, kam das einem Durchhalte-Appell an die Taliban gleich. Die waren nach der Tötung ihres Masterminds Osama bin Laden endlich in der Defensive. Doch auch der rückständigste Bergkrieger wusste: Wenn die Amis gehen, bleiben deren Alliierte bestimmt nicht zurück. Statt der mächtigen Isaf, die aktiv die Islamisten-Truppe bekämpfte, müht sich nun eine kleine Hilfstruppe ab, die schwachen afghanischen Kräfte auszubilden und zu beraten. Ein Desaster mit Ansage. Aber Donald Trump nutzte diesen Kardinalfehler im Wahlkampf nicht aus, um die Demokraten und ihren damaligen Präsidenten vorzuführen. Stattdessen lud er die Rückzugspolitik noch nationalistisch auf: "America first!" hieß eben auch, kein amerikanisches Blut mehr in fernen Weltgegenden zu vergießen. Nun hat der Präsident und Commander in Chief der letzten Supermacht offenbar bemerkt, dass er sich nicht aussuchen kann, wo er den weltweit agierenden militanten Islamismus bekämpft. Das ist aus zwei Gründen gut so. Erstens zeigt es, dass Trump doch hin und wieder auf Fachleute - in diesem Fall seine Generäle - hört. Zum Zweiten kann es in Afghanistan natürlich nicht so bleiben, wie es ist. Wenn dort zivile Strukturen entstehen sollen, die den Bewohnern ein menschenwürdiges Leben mit einer hoffnungsvollen Perspektive ermöglichen, muss der Terrorismus effektiv bekämpft werden. Die afghanischen Kräfte sind dazu offensichtlich noch nicht in der Lage. Der Job, den eine Allianz aus mehr als 40 Staaten mit dem Mandat der UN übernommen hat, ist noch nicht getan. Und ein Impuls ist nicht bloß deshalb schlecht, weil er von Trump kommt.
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